Interkulturelles Training China – es gibt viele Chinas

Wenn man über China redet, hat man meist die Volksrepublik vor Augen. Klar, das ist das chinesische „Kernland“, über das wir derzeit viele negative Schlagzeilen (Behandlung der Uiguren, Hongkong) hören. Aber nicht alle Chinesen leben in der Volksrepublik (die auf Deutsch oft „Rotchina“ und auf Englisch meist „Mainland China“ genannt wird). Ein interkulturelles Training China befasst sich in der Regel mit der Volksrepublik. Aber es gibt auch „andere Chinas“, die Thema anderer interkultureller Trainings sind, wie z.B.  interkulturelles Training Taiwan, interkulturelles Training Hongkong, interkulturelles Training Singapur und interkulturelles Training Südostasien.

China ist nicht überall – in Südostasien aber fast doch

Im Laufe der Jahrhunderte haben sich Chinesen auch außerhalb des damaligen Reiches angesiedelt. Und das sehr erfolgreich! So stellen Chinesen in vielen Ländern die wirtschaftliche Elite, wie z.B. in Thailand, Malaysia oder den Philippinen. So wird in einem interkulturellen Training Südostasien auch immer wieder dieser Aspekt betont.

Viele Chinas – Taiwan

Weiterhin gibt es weitere chinesische „Staaten“. Taiwan bezeichnet sich beispielsweise offiziell als Republik China und war bis 1971 der offizielle Vertreter von China in der Welt, bis die Realpolitik dem ein Ende setzte. Während Europäer und auch Taiwanesen Taiwan als eigenen Staat empfinden, hält Rotchina beharrlich daran fest, dass Taiwan eine abtrünnige Provinz sei. Nun, Taiwan war auf jeden Fall mal eine Provinz Chinas. Und die Volksrepublik möchte Taiwan gern zurück haben, was die Chinesen auf Taiwan nicht unbedingt erstrebenswert finden.  Entsprechend viel Säbelgerassel gibt es zwischen Ländern von Zeit zu Zeit. Dies ist auch eine Frage der Ideologien und jahrzehntealter Animositäten – Kommunisten gegen Nationalchinesen.

Viele Chinas – Hongkong und Macao

Die ehemaligen Kolonien der Briten und Portugiesen mussten sich quasi Ende der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts an die Volksrepublik anschließen. Anlass war das Auslaufen des Pachtvertrages zwischen China und Großbritannien, nach dem große Teile von Hongkong an China gefallen wären. So wurde die Lage von Hongkong unhaltbar und Großbritannien fügte sich in das Unvermeidbare. Portugal folgte nur wenig später. Während sich Macao hingegen als eine Art Las Vergas für reiche chinesische Glücksspieler etablierte, hatte es das wirtschaftlich erfolgreiche Hongkong schwerer. Die Hongkonger sind an gewisse Freiheiten gewöhnt, die ihnen zwar vertraglich bis 2047 zugesichert waren, die Beijing aber, wie man in der Presse lesen kann, durchaus ein Dorn im Auge sind.

Viele Chinas – Singapur

Auch Singapur ist ein chinesischer Stadtstaat. Zwar leben hier bedeutende andere Minderheiten, wie Malaien und Inder, aber die Chinesen stellen ¾ der Einwohner. Tatsächlich „verdankt“ die ehemalige britische Kolonie ihre Existenz als unabhängiger Staat der Tatsache, dass es Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zu einem Zerwürfnis zwischen Malaien und Chinesen kam. Seither nutzen die Singapurer mit einer sehr strikten Politik und ihrem britischen Erbe, das ihnen Vorteile im Welthandel verschafft, dafür eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte zu schreiben, die ihresgleichen sucht.

Viele Chinas – Südostasien

In vielen Ländern Südostasiens gehören Chinesen zur wirtschaftlichen Oberschicht. Sie sind jedoch eine Minderheit, so dass sie die Vorteile einer freien Wirtschaft mit einer gewissen Anpassungsfähigkeit erkaufen müssen. In Malaysia gibt es beispielsweise immer einen Quotenmalaien“, der in der Unternehmensleitung vertreten ist, aber sicherlich oft wenig zu bestimmen hat.

Viele Chinas – Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Tatsächlich haben die Chinesen viele kulturelle Gemeinsamkeiten, egal wo sie wohnen. Die Geschichten von mehreren Jahrtausenden prägt die gesellschaftliche Ordnung immer noch. Somit teilen sich „alle Chinas“ viele kulturelle Eigenschaften. Hier wird auch der Unterschied zu Deutschland anhand dieser Beispiele sehr deutlich:

Chinesisch

Deutsch

Hierarchien

Hoch

Mittel

Kommunikation

Indirekt

Direkt

Beziehungsorientierung

Hoch

Gering

Unsicherheitsvermeidung

Gering

Hoch

Kollektivismus

Hoch

Gering

Glaube an externe Einflüsse

Stark

Schwach

 

Zum anderen darf man nicht vergessen, dass zwischen den chinesischen Welten, ideologischer Unterschiede zum Trotz, oft enge wirtschaftliche Beziehungen bestehen, z.B. zwischen Taiwan und der Volksrepublik. Dies ist nicht zuletzt auf familiäre Verbindungen zurück zu führen. Mögen sich die Politiker doch verbal die Köpfe einschlagen, einem guten Geschäft tut dies keinen Abbruch.

Viele Chinas – Unterschiede

Unterschiede zwischen den Chinas sind daher hauptsächlich ideologisch bedingt. Während die Volksrepublik jahrzehntelang in einem strikten kommunistischen Kurs verhaftet war (mit entsprechender wirtschaftlicher Armut), wurde ab 1979 die Kapitalisierung unter Federführung der kommunistischen Partei vorangetrieben. Heute ist die Volksrepublik China ein wirtschaftlicher Gigant, der auch weltpolitisch eine immer dominantere Rolle einnimmt, auf Kosten der USA.

Die anderen Chinas waren und sind kapitalistisch geprägt und haben daher schon viel eher den Sprung von einem Entwicklungsland zu Industrienationen geschafft. Dabei waren sowohl Taiwan als auch Singapur von autoritären Regierungen geprägt, während Hongkong das „britische Joch“ eher als Vorteil angesehen haben musste, denn die Briten brachten immerhin Rechtssicherheit und eine gewisse Freiheit mit ins Land.

Interkulturelles Training China – eine eher monokulturelle Angelegenheit

Interessanterweise haben wir kein Training abgehalten, das alle Chinas mit einbezieht. Manchmal China und Taiwan oder China und Hongkong. Dies illustriert deutlich, wie die chinesische Welt in Deutschland auch vom wirtschaftlichen Standpunkt aus wahrgenommen wird.

Interkulturelles Training China – eine Investition, die Zeit und Geld spart

In einem interkulturellen Training China werden diese Unterschiede im Detail behandelt. Unternehmen denken natürlich pragmatisch und möchten sich auf ein bestimmtes Thema konzentrieren. Kulturelle Unterschiede zwischen Taiwan und der Volksrepublik China mögen interessant sein, aber warum thematisieren, wenn man sein Geld nur in der Volksrepublik verdient. Recht so, gerade deshalb bieten wir viele unterschiedliche Trainings an, die diese Bedürfnisse berücksichtigen. Man sollte aber nicht vergessen, dass es eben viele Chinas gibt, dem man eben dadurch Rechnung tragen muss.

Eine kleine Literaturempfehlung

Über chinesische Kultur gibt es Werke in Hülle und Fülle. Alle sind akademisch verfasst und wohl begründet. Wer etwas über die chinesische Welt in unterhaltsamer Form erfahren möchte, dem empfehle ich das Buch „Waffenschmuggel“ von Eric Ambler. Ambler ist einer der erfolgreichsten „klassischen“ Autoren von Spionage- und Kriminalromanen aus einer verblassenden Periode (1930-1970). Aber mehr als das ist er ein exzellenter Beobachter und Erzähler und kann die Dinge auf den Punkt bringen. Das Buch spielt in Malaysia, Singapur, Indonesien und Hongkong Ende der 1950er Jahre, also in der „kapitalistischen“ chinesischen Welt. Erwarten Sie keine Handlung à la James Bond – aber eine geschickt ausgefeilte Geschichte, die Höhen, Tiefen und Abgründe der realen Welt miteinander verwebt, inklusive naivem Amerikaner. Inklusive kultureller Unterschiede, die nach wie vor an Aktualität nichts eingebüßt haben! Viel Spaß beim Lesen!

By | 2021-04-04T15:36:05+00:00 04. 04. 2021|Global Cultures|

About the Author:

Rainer Beekes ist interkultureller Experte aus der wirtschaftlichen Praxis. Während seiner Unternehmenslaufbahn war er über 25 Jahre für multinationale Konzerne wie z.B. Volkswagen Financial Services, American Express, GMAC oder Société Générale in 5 Ländern in Linien- und Führungspositionen tätig. Der studierte Betriebswirt und Master of International Management (MIM) leitet Global Cultures – Akademie für interkulturelles Management, für die über 200 Experten zu 112 Ländern und Regionen weltweit tätig sind. | Linkedin | Xing | Google+ | Twitter | youtube | RSS |