In Schock-Zeiten sind Führungsqualitäten wie Krisenmanagement und Kommunikation gefragter denn je. Durch die Corona-Krise sind viele Mitarbeiter verunsichert weil sie Angst vor einem möglichen Verlust des Arbeitsplatzes und den damit verbundenen finanziellen Unsicherheiten haben. Sie fragen sich, wie sie und ihre Familien mit Kurzarbeit über die Runden kommen, ob das Unternehmen Stellen abbauen wird oder ob es gar in die Insolvenz getrieben wird. Möglicherweise verlässt, wer kann, sogar das „sinkende Schiff“. Eine starke Führung und eine transparente und glaubwürdige Kommunikation sind dann „der Fels in der Brandung“ und ein Schlüsselfaktor, um die Mitarbeiter zu halten und zu motivieren. Wer jedoch als Führungskraft selbst „schwimmt“, kann dieser Rolle nicht gerecht werden.
Manche Führungskräfte haben bereits in Führungskräftetrainings entsprechende Qualifikationen erhalten. Ihre Herausforderung besteht darin, diese Erkenntnisse nun konsequent umzusetzen, denn gerade jetzt kommt es darauf an. Andere mögen sich fragen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. In jedem Fall sollten Führungskräfte folgende Hinweise beachten:
- Kommunikation auf der Meta-Ebene ist nur ein erster Schritt
Videobotschaften des Vorstandsvorsitzenden mit Worten wie Strategie, Krisenmanagement, Umsatzeinbruch und anderen Schlagworten sind zwar richtig. Dies sind wichtige Informationen darüber, was die Krise für das Unternehmen bedeutet. Mitarbeiter möchten aber auch wissen, was die Lage für SIE KONKRET bedeutet. Die Amerikaner formulieren dies als „What´s it in for me?“. Wie groß ist die Gefahr eines Jobverlustes? Wird es Reorganisationen geben, die den einzelnen betreffen? Wie schlimm ist die Lage der Firma wirklich?
- Klare Kommunikation
Führungskräfte sollen daher regelmäßig, womöglich täglich mit ihren Mitarbeitern kommunizieren, um ihnen realistisch und ruhig zu erklären, was die Lage konkret für die Mitarbeiter bedeutet. Und zwar in der Sprache, die die Mitarbeiter erreicht. Das Wiederholen von Schlagworten oder „um den heißen Brei herumreden“ ist hier wenig hilfreich.
- Frühzeitig und regelmäßig kommunizieren
Flurfunk, Gerüchte, Existenzängste, Stress und letztendlich die Ablenkung von den Kernaufgaben kann durch frühzeitige Kommunikation in einer frühen Phase vorgebeugt werden. Man sollte über allem nicht vergessen, dass die Firmen nicht geschlossen sind und es immer noch Aufgaben zu erledigen sind. Wenn es neue Informationen und Änderungen bei Vorgehensweisen und im Unternehmen gibt, sollten diese möglichst unmittelbar an die Mitarbeiter klar kommuniziert werden. Nur Mitarbeiter, die das Gefühl haben, dass die Führung transparent mit ihnen umgeht, können auch das notwendige Vertrauen in die Führung entwickeln. Dies wird auch in Führungskräfteseminaren immer wieder betont.
- Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Worte wirklich verstanden wurden?
Es ist gut, wenn im Unternehmen flache Hierarchien herrschen, sodass Mitarbeiter sich auch trauen, Fragen zu stellen und kritische Aspekte anzusprechen. In mehr hierarchischen Unternehmen ist dies möglicherweise nicht der Fall, auch wenn das niemand zugeben wird. Führungskräfte sollten einen guten Überblick darüber haben, wie sie mit ihren Mitarbeitern kommunizieren können. Im Zweifelsfall sollten die Führungskräfte Verständnisfragen stellen, um festzustellen, ob die Mitarbeiter die Botschaften wirklich verstanden haben.
- Die richtige Haltung: Realistische Aussagen und Offenheit
Bleiben Sie realistisch! Mit Aktionismus und Aussagen „Alles wird gut“ tun sie niemandem einen Gefallen. Sie machen sich als Führungskraft unglaubwürdig, und untergraben selbst ihre Position und das Vertrauen, das die Mitarbeiter in sie setzen sollen.
- Keine Panik verbreiten
Auch wenn Sie selbst verunsichert sind, dürfen Sie keine Panik verbreiten. Als Führungskraft und somit Repräsentant des Unternehmens sollten sie genau darüber nachdenken, welche Informationen wie gegeben werden. Auch wenn die Lage nicht rosig ist und sie realistisch bleiben sollen, macht es keinen Sinn, nur den Abgrund zu beschreiben. Kommunizieren sie auch, welche Brücken es geben könnte, den Abgrund zu überwinden.
- Was tun, wenn Sie selbst nicht wissen, wo die Reise hingeht?
Wenn Sie selbst nicht wissen, was auf das Unternehmen und die Mitarbeiter zukommt, sollten Sie mit Ihren Vorgesetzten sprechen und entsprechende Informationen einfordern. Gleichzeitig können sie mit ihm oder ihr eine Kommunikationsstrategie abstimmen. Sollten sie auf taube Ohren stoßen, sollen Sie Ihrem Vorgesetzten erklären, warum dies so wichtig ist. Dafür können Sie Argumente aus diesem Blog verwenden nehmen.
- Kommunikation – so persönlich wie möglich
Ein asiatisches Sprichwort besagt „ Never write, when you can call. Never call when you can meet“. Worte und schriftliche Aussagen können misinterpretiert und falsch verstanden werden. Außerdem gibt es im schriftlichen Kontext keine Möglichkeit, unklare Aspekte zu klären. Daher greifen Sie öfter zum Hörer, oder noch besser – machen Sie einen Videoanruf, wenn Sie aus dem Home Office arbeiten. Dadurch steigt die Effizienz der Kommunikation deutlich, was zur mehr Transparenz und höherer Motivation der Mitarbeiter führt. Letztlich stärken sie ebenfalls ihre eigene Glaubwürdigkeit.
- Es gibt ein Leben nach Corona – Motivierte, weil informierte Mitarbeiter
Effiziente Kommunikation und Unterstützung der Mitarbeiter in schwierigen Zeiten zahlt sich nach einer Krise aus. Beziehungsaufbau ist das Fundament für nachhaltige Motivation und Zusammenarbeit. Unpersönliche Botschaften und Funkstille verprellen Mitarbeiter. Sie werden möglicherweise Ihr Unternehmen nach der Krise verlassen und wie immer finden die Besten zuerst eine neue Stelle.
- Talentmanagement in der Krise stärken
Der vor der Krise viel beschworene Fach- und Führungskräftemangel ist offensichtlich nicht abgeebbt, auch wenn viele Unternehmen über Arbeitsplatzabbau nachdenken, je nachdem wie sich die Wirtschaft erholt. Es werden immer noch Stellenanzeigen geschaltet und Interviews durchgeführt. Es besteht also kein Grund, gute Leute zu vernachlässigen. Außerdem – Teams, die Krisen gut gemeinsam dank effizienter Führung und Kommunikation überstehen, werden durch diese gemeinsame Erfahrung gebunden. Damit stellen diese beiden Dinge sogar ein effizientes Tool für Talent-Management dar. Auch wenn die Geschäfte sich erst langsam erholen – irgendwann werden diese Leute gebraucht – und dann muss man sie nicht erst teuer einkaufen.