Die Deutschen haben so ihre Erfahrungen mit einem geteilten Land. Dasselbe gilt für die Koreaner. In beiden Nationen war/ist die Teilung durch eine Grenze offensichtlich. Weniger bewusst ist Vielen, das auch durch andere Länder “unsichtbare Grenzen” verlaufen. Dazu gehört Italien.
Der Norden – Hort des Wohlstands
Italiens Industrie liegt im Norden. Norditalien gehört zu den wohlhabendsten Regionen der Welt. Hier begann im ausgehenden 19. Jahrhundert die Industrialisierung des Landes, die große Konzerne wie Fiat, Olivetti, Pirelli und andere hervorbrachte, oft gefördert durch staatliche Unterstützung.
Der Süden – das Armenhaus Italiens
Wo genau die Trennlinie zwischen Nord und Süd verläuft unterliegt der Interpretation. Meist wird sie jedoch südlich von Rom ausgemacht. Der Süden war von jeher agrarisch geprägt, wobei das Land meist in den Händen von Großgrundbesitzern war. Trotz einiger Bemühungen der Regierung, den Süden industriell zu fördern, bleib die Region eine der ärmsten Europas.
Die Regierung – eine ungeliebte Institution
Die Einigung des Landes erfolgte ab 1859. Davor war es ein Flickenteppich von Herzogtümern, Königreichen, Grafschaften und nicht zu vergessen der Kirchenstaat. Eine einheitliche Regierung hat es dabei trotz der nationalen Begeisterung schwer, wenn sich die Bürger erst einmal über ihre Regionen und dann über die Nation definieren. Zum anderen ist Italien Rekordhalter in Europa für wechselnde Regierungen nach dem zweiten Weltkrieg.
Die Bürokratie – ein Weltrekord?
Die Bürokratie Italiens ist legendär – im negative Sinne. Die Regierung erließ viele Gesetze, die Italiener umgingen sie. Daraufhin wurden mehr Gesetze erlassen. Durchführungsbestimmungen gibt es hingegen keine. Hinzu kommt, dass die Haltung italienischer Beamter gegenüber den Bürgern oft von oben herab ist. Weiter kommt man oft nur durch Beziehungen.
Die Unternehmensstrukturen – Kleinstaaterei
Die Verordnungen zum Schutz der Arbeitnehmer sind mannigfaltig. Was einerseits gut ist, aber andererseits auch wenig Flexibilität bedeutet. Hingegen gelten sie nur bis zu einer Größe von 15 Mitarbeitern. Die Folge: 94 % der italienischen Firmen sind Kleinbetriebe.
Hierarchien – ausgeprägter als in vielen anderen Ländern
In Italien herrscht ein ausgeprägtes Hierarchiedenken. Das Erbe des Südens kommt aus den Großgrundbesitzerfamilien, das des Nordens vielfach aus den Kleinbetrieben. Das ist auch beispielsweise in Deutschland der Fall, den welcher Eigentümer einer Firma will sich schon die Butter vom Brot nehmen lassen? Zum anderen ist die traditionelle italienische Familie sehr hierarchisch aufgebaut mit einem Patrone an der Spitze. Wie in anderen Ländern auch strahlt diese Ordnung auf das Wirtschaftsleben aus. Hierauf wird in einem interkulturellen Training Italien besonders eingegangen.
La Famiglia – eine besonderer Bedeutung
In Italien war bisher wenig Verlass auf den Staat. Rückhalt, gerade in Notlagen, bildete daher die Familie, die einen besonders hohen Stellenwert genießt. Dies ist wichtig zu wissen für Manager, die aus Deutschland kommen, den hier gilt es, mehr Rücksichten zu nehmen. Familiäre Verpflichtungen sind den Italienern sehr wichtig und werden mitunter über die wirtschaftlichen Verpflichtungen gestellt. Zwar altert die italienische Gesellschaft mittlerweile drastisch (Italien hat die niedrigste Geburtenrate in der EU), aber die überkommenden Traditionen sind nach wie vor intakt.
Bella Figura – Kleider Machen Leute
Italiener sind modische Leute. Gutes Aussehen und gute Kleidung sind wichtige Attribute. Was aus deutscher Sicht, mit den immer laxer werdenden Kleiderordnungen in Unternehmen, oft übertrieben aussieht, ist für Italiener und Italienerinnen eine Selbstverständlichkeit. Wer als in Italien tätig ist, sollte verstärkt auf sein Äußeres achten, denn wie man wahrgenommen wird, hat einen großen Einfluss darauf, wie man respektiert wird.
Emotionen – auch im Alltag stets zu finden
Ein Sprichwort sagt, dass die Italiener mehr mit den Händen, als mit dem Mund sprechen. Auch die Intonation der Sprache erscheint den Deutschen viel aufgeregter und emotionaler. Italiener zeigen also viel mehr Emotionen als die Deutschen. Im positive Falle ist dies eine aus deutscher Sicht überschwängliche Herzlichkeit. Im negative Falle eine unangemessen wütende Reaktion. Hier ist zu beachten – die Italiener drücken ihre Gefühle einfach starker aus. Man sollte also keine falschen Schlüsse ziehen. Ein interkulturelles Training Italien unterstützt die Teilnehmer und Teilnehmerinnen dabei, dies zu vermeiden.
Fazit
Die Bewohner des einstigen “Sehnsuchtsorts der Deutschen” unterscheiden sich also stark, was die Mentalität angeht. Wie man damit umgeht sollte in einem interkulturellen Seminar Italien eingeübt werden, bevor man “Porzellan zerbricht” und damit gute Geschäftsgelegenheiten zerstört. Denn wie gesagt – im Norden Italiens spielt wirtschaftlich die Musik des Landes und diese Region gehört zu den engsten Handelspartnern Deutschlands. Auch wenn Deutsche und Italiener mittlerweile viel Erfahrung im Umgang miteinander haben, gelten doch immer noch andere Umgangsformen in beiden Ländern.