Do´s and Don´ts Japan – Business-Etikette in Japan

Der Mensch bildet sich innerhalb der ersten Sekunden einer Begegnung ein Bild von seinem Gegenüber. Fällt dies schlecht aus, hat man hinterher alle Mühe, dies wieder zu korrigieren. Es ist also sehr wichtig, sich mit diesen ersten Sekunden zu beschäftigen. Am Anfang steht die Begrüßung. Der Japaner schüttelt keine Hände, er verbeugt sich. Je höher der Rang des Gegenüber, desto tiefer fällt die Verbeugung aus. Das mag uns mittelalterlich erscheinen, aber es stellt sich die Frage, wie man sich als Europäer verhalten soll. Nun, es ist nicht zwingend erforderlich, sich zu verbeugen. Eine angedeutete Verbeugung oder ein würdevolles Kopfnicken reichen aus. Schließlich wissen auch die Japaner, dass man in Europa sich anders begrüßt. Sollte Ihr japanischer Geschäftspartner Ihnen die Hand reichen, so setzt er dieses Wissen direkt um. Erwarten Sie jedoch keinen teutonischen Händedruck, sondern einen eher leichten. Gleichfalls sollten Sie selbst nicht zu fest zupacken. Da man in Japan fremde Personen nicht berührt, springen die Japaner hier sozusagen über ihren Schatten, wollen dies jedoch so dezent wie möglich gestalten.

Who is who? – Visitenkarten geben Auskunft

Die erste Regel lautet: Bringen Sie genug Visitenkarten mit nach Japan – oder bleiben Sie zu Hause. Je nach Aufenthaltsdauer sollten dies durchaus mehr als 100 sein. Achten Sie ferner darauf, dass die Visitenkarte mehr Informationen als ihren Namen, Telefonnummer und Adresse enthält. Titel sind wichtig! Erfinden Sie zur Not einen wohlklingenden Titel der Ihnen die Türen öffnet. Flache Hierarchien mit reinen Funktionsbezeichnungen sind nicht des Japaners Ding. Japaner möchten anhand der Informationen ihr Gegenüber einschätzen, wer wo in der Hierarchie steht. Daher ist es von großem Vorteil, zweisprachige Visitenkarten (Englisch/Japanisch) zu verwenden. Bitte verwenden Sie jedoch nicht den Google Translator bei der Übersetzung ins Japanische, um Geld zu sparen, sondern lassen Sie dies professionell erledigen. Sie können weiterhin Ihrem japanischen Geschäftspartner die Aussprache Ihres Namens durch die Silbenschrift Katakana erleichtern. So erhalten Sie ein „Gesicht“.

Die Übergabe der Visitenkarten – eine Mini-Zeremonie

Da die Visitenkarten sehr wichtig sind, liegt es auf der Hand, dass sie nicht einfach in die Hand gedrückt werden. Die Etikette verlangt Folgendes: Visitenkarten werden im Stehen überreicht, und zwar mit beiden Händen. Sollte dies nicht möglich sein, mit der rechten Hand. Übergeben Sie die Karte dabei so, dass Ihr japanischer Partner sie direkt lesen kann, ohne sie wenden oder drehen zu müssen. Es sollte auch nichts zwischen den Übergebenden stehen, z.B. ein Tisch, ein Stuhl etc.. Wenn Sie dann die Karte Ihres Partners empfangen, stecken Sie sie nicht einfach in die Hemdtasche, sondern studieren Sie sie aufmerksam, indem sie sie mit beiden Händen halten. Machen Sie ein paar anerkennende Bemerkungen zu Firma, Position oder auch Standort der Firma. Wenn Sie dann noch die Höflichkeitsformel „Yoroshiku onegai shimasu“ nach Austausch der Karten verwenden, haben Sie die Zeremonie perfekt gemeistert.

Haben Sie eine Vorstellung von der Vorstellung?

Bei einem Partner ist alles klar, aber es ist selten, dass man, zumal am Beginn einer Geschäftsbeziehung, nur zu zweit ist. Bei Gruppen ist es so, dass ein Rangniederer zunächst die Ranghöheren vorstellt, und zwar in der Reihenfolge der Hierarchie. Der Oberste kommt zuerst. Preschen Sie nicht vor! Einen Ranghöheren einfach direkt anzusprechen ist ein Affront. Eine Ausnahme gibt es, wenn es sich um große Gruppen mit ähnlichen Rängen handelt, dann kann man sich auch nacheinander vorstellen.

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft

Es ziemt sich, gerade bei der ersten Zusammenkunft, ein Geschenk zu überreichen. Dies erfolgt in der Regel vor dem Gespräch durch zwei Repräsentanten aus Ihrer Gruppe. Nehmen Sie etwas Typisches aus der Heimat oder etwas anderes, was der Situation angemessen ist. Gerade bei der ersten Begegnung sollte es etwas Exklusives sein. Sorgen Sie auch dafür, dass ausreichend Geschenke mitgenommen werden, z.B. für die höchsten drei Manager jeweils eines. Gut sind auch Geschenke, die man konsumieren kann, wie z.B. einen edlen Weinbrand oder auch Gebäck und Süßigkeiten. In jedem Fall muss jedes Geschenk sehr schön verpackt sein. Üblicherweise wird das Geschenk nicht geöffnet. Bei Nichtgefallen könnte sonst ein Gesichtsverlust entstehen. Wenn Sie beschreiben, was die Verpackung beinhaltet, kann es sein, dass der Japaner fragt, ob er es öffnen darf. Natürlich sagen Sie dann ja. Mit dem Geschenk bittet man nach japanischer Sitte um einen Gefallen, in diesem Fall, um eine Geschäftsbeziehung zu eröffnen. Aber kein Geschenk ohne Gegengeschenk. Ihres erhalten sie von den Japanern in der Regel nach der Besprechung, also kein Ungeduld aufkommen lassen. Ist eine Geschäftsbeziehung etabliert, reicht es dann auch aus, nur zu besonderen Gelegenheiten Geschenke auszutauschen.

Kleider machen Leute

Deutschland übt sich derzeit ziemlich erfolgreich an der Abschaffung der Krawatte. Wenn Sie nach Japan fahren, sollten Sie Ihre Krawatten entstauben, denn das Geschäftsleben in Japan ist eine formelle Angelegenheit. Achten Sie auch auf eher konventionelle Anzüge. Frauen sollten zu Kostüm oder Hosenanzügen greifen und darauf achten, dass der Rock nicht zu kurz ist. Dazu trägt man Feinstrümpfe. Ist offizielle Teil erledigt, gibt der japanische Gastgeber das Zeichen, dass man die Kleiderordnung lockern kann, was sich z.B. in lockereren Krawatten oder Ablegen des Jacketts äußert.

Pünktlichkeit – die Höflichkeit der Könige

Existiert im Rest Asiens eine eher lockere Einstellung zur Zeit, ist es in Japan absolut notwendig, pünktlich zu sein. Hier teilen Japaner und Deutsche die Auffassung, dass es unhöflich ist, den Partner warten zu lassen. Sollte sich eine Verzögerung einstellen, unbedingt den Partner informieren.

Tischsitten – durchaus mit Geräuschhintergrund

Natürlich geht man auch gemeinsam essen. Wenn es sich nicht um ein formelles Mittagessen handelt, verschwenden die Japaner hierfür nur wenig Zeit. Zwei Dinge gilt es zu beachten, was unsere Eltern uns in Deutschland ausgetrieben haben. Erstens schlürfen die Japaner gern, besonders wenn es um Suppen geht. Und zweitens ist es ein Affront, sich die Nase zu schneuzen. Die Japaner „ziehen ihren Rotz lieber hoch“, was auf Deutsche befremdlich wirkt. Sollte der Griff zum Taschentuch unvermeidlich sein, erledigen sie ihn auf dem Gang zur Toilette.

Natürlich werden Sie auch mit Stäbchen essen müssen. Verwenden Sie diese nie senkrecht, denn so opfert man Reis den Toten. Wenn Sie sie ablegen, dann auf die dafür vorgesehen Ablage (Hashi-oki). Bei einem offiziellen Abendessen nimmt man sich dann mehr Zeit. Wer auf sich hält, wird sich viel Mühe mit der Auswahl der Speisen geben. Probieren Sie daher alles und sparen Sie nicht mit Komplimenten über die Küche, auch wenn es eine „White lie“ ist.

Was die Rechnung angeht ist es einfach – in Japan zahlen die Japaner, denn Sie sind Gast. Es sei denn, Sie haben vorher explizit eine Einladung ausgesprochen. Dann sollten Sie auch das Restaurant entsprechend vorbereiten. Bezahlt wird auch nicht am Tisch, sondern im Hintergrund von einem Rangniederen.

Bars, Alkohol, Karaoke – das erstaunliche Universum der Japaner nach Dienstschluss

Oft gehen die Japaner nach dem Essen oder nach Dienstschluss noch in eine Bar oder zum Karaoke, wo sie mit Inbrunst ihre Lieblingslieder trällern. Sinn und Zweck des Ganzen ist, dass auch mal Japaner die Maske fallen lassen möchten. Der gesamte Tag besteht aus Regeln, die es penibel einzuhalten gilt. Das halten selbst Japaner nicht permanent aus. Alkohol dient dann dazu, sich zu öffnen und den wahren Charakter zu zeigen. Als Ausländer bedeutet dies für Sie, dass sie unbedingt mitmachen sollten. Auch wenn die Begründung uns Europäern ein wenig skurril erscheinen mag, diese Begegnungen dienen dem Vertrauensaufbau. Auch kann man so mal Punkte offen ansprechen, die in der offiziellen Sitzung aus Gründen der Bewahrung der Harmonie nicht angesprochen werden sollten. Last not least sind diese Veranstaltungen Gelegenheiten zu einem informellen Austausch und dafür, dass man erfährt, was wirklich los ist. Noch ein Hinweis: Der Gastgeber sorgt stets dafür, dass Ihr Glas voll ist. Wenn Sie also genug haben, sollten Sie das volle Glas stehen lassen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass wenn Sie sich der Trinkerei verweigern, dies so gewertet werden kann, dass Sie Ihren Charakter verbergen wollen. Dies ist natürlich miserabel für den Vertrauensaufbau, ohne den im japanischen Geschäftsleben nichts geht. Entkommen können Sie nur, wenn Sie eine ärztliche Verordnung haben, keinen Alkohol trinken zu dürfen, oder wenn Sie schwanger sind.

Trinkgeld

Apropos trinken – Das geben von Trinkgeld ist in Japan nicht üblich.

Zu guter Letzt

Diese kleinen Hinweise sollen Ihnen eine erste Vorstellung vermitteln, wie man sich in Japan verhält. Natürlich gibt es noch erheblich mehr Dinge zu beachten, die den Rahmen hier sprengen würden. Es ist hoffentlich deutlich geworden, wie wichtig die gute Vorbereitung eines Japan-Besuchs ist. Verlassen Sie sich nicht darauf, dass die wirtschaftliche Globalisierung auch für eine Globalisierung der Etikette sorgt, auch wenn dies in Ausnahmefällen durchaus der Fall sein kann. Der erste Eindruck zählt! Wenn Sie diese Regeln beachten, können Sie diese Klippe erst einmal umschiffen.

By | 2019-07-30T14:28:34+00:00 30. 07. 2019|Interkulturelles Training Japan|

About the Author:

Rainer Beekes ist interkultureller Experte aus der wirtschaftlichen Praxis. Während seiner Unternehmenslaufbahn war er über 25 Jahre für multinationale Konzerne wie z.B. Volkswagen Financial Services, American Express, GMAC oder Société Générale in 5 Ländern in Linien- und Führungspositionen tätig. Der studierte Betriebswirt und Master of International Management (MIM) leitet Global Cultures – Akademie für interkulturelles Management, für die über 200 Experten zu 112 Ländern und Regionen weltweit tätig sind. | Linkedin | Xing | Google+ | Twitter | youtube | RSS |