Kommunikation in Japan – Wahrheit und Form

Das Bild des immer höflich lächelnden Japaners ist gerade im Geschäftsleben allgegenwärtig. Allein – was verbirgt sich hinter dem Lächeln? Dies ist etwas, womit Europäer oft Schwierigkeiten haben, zu ergründen. Denn die japanische Kultur funktioniert anders, als die deutsche. Es gibt völlig unterschiedliche Auffassungen, was wann angemessen, höflich und nett ist.

Wie kommunizieren Japaner?

Der Japaner lebt sozusagen in „zwei Welten“:

  • Honnae ist das echte Empfinden und Denken
  • Tatemae hingegen ist das, was in der Öffentlichkeit gesagt werden sollte

Essentiell in Japan ist es, das Gesicht zu wahren. Dies dient dem Erhalt einer Beziehung, auch einer Geschäftsbeziehung, die das Fundament einer Zusammenarbeit bildet. Verträge in Japan sind gut, aber ohne eine funktionierende Beziehung sind sie lediglich das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurden. Mithin spielt sich das Geschäftsleben weitestgehend im Bereich des Tatemae ab. Äußern Sie beispielsweise einen Vorschlag, den Ihre japanischen Partner für nicht gut halten, könnten die Japanaer beispielsweise sagen: „Ein sehr interessante Idee…“ (Tatemae). Unausgesprochen bleibt: „aber für uns leider unvorteilhaft, weil…“ (Honnae).

Was verstehen die Deutschen?

Die direkt kommunizierenden Deutschen werden zunächst die Worte verstehen und sich freuen, dass die Japaner interessiert sind. Die Enttäuschung ist groß, wenn sie das Gegenteil herausfinden. Und dann ist es nur ein kleiner Schritt zu vermuten, dass die Japaner nicht aufrichtig seien. Dies ist nicht der Fall, im Gegenteil. Die Japaner sind weiterhin an einer guten Geschäftsbeziehung interessiert. Eine direkte Absage stört aus japanischer Sicht diese Beziehung. Dieses simple Beispiel macht bereits klar, dass hier Welten aufeinander treffen, die sich nur schwer verstehen.

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Ein „Nein“? – in Japan unbekannt

Japaner kommunizieren sehr indirekt, d.h. man muss quasi zwischen den Zeilen lesen. In Deutschland wird direkt kommuniziert, d.h. eine Ablehnung wird, wenn auch diplomatisch verpackt, auch als solche formuliert. Dies ist möglich, weil Deutsche zwischen Sache und Person gut unterscheiden können. In Japan hingegen, wie auch in anderen indirekt kommunizierenden Kulturen, werden Person und Sache als Einheit betrachtet. Die Ablehnung einer Sache geht daher einher mit der Ablehnung einer Person. Dies stört jedoch die Beziehung, also wird es unterlassen.

Wie komme ich ins „Honnae“?

Auch in Japan ist es nicht so, dass man bis zum Erbrechen indirekt beleibt. Es kommt auf die Situation an. Der Schlüssel ist, informelle Situationen zu schaffen. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Anstatt eines Meetings (offizieller Charakter), könnte man einen informellen Informationsaustausch ansetzen
  • Nutzen Sie auf jeden Fall Besprechungspausen, um unter vier Augen ein informelles Gespräch zu führen
  • Sie können auch einen Japaner um ein solches Gespräch bitten, indem Sie andeuten, dass Sie z.B. noch Fragen haben
  • Bei Präsentationen sollten Sie den Japanern auf jeden Fall Zeit geben, sich untereinander abzustimmen bevor Sie an die Beantwortung von Fragen gehen. Dies geht durch längere Pausen oder aber auch durch Vertagung
  • Und letztlich eine weitere wichtige Möglichkeit: Ein gemeinsames Abendessen oder Drinks in einer Bar, womöglich einer Karaoke-Bar. Hier ist es gesellschaftlich anerkannt, vom Tatemae- in den Honnae-Bereich zu wechseln. Tatsächlich ist diese „Freizeitaktivität“ ein wichtiger Bestandteil der Geschäftsbeziehung und was unter Alkoholeinfluss gesagt wurde, ist verzeihlich. Aber: Egal wieviel man getrunken hat, am nächsten Tag erscheint man pünktlich zur Arbeit. Auf die Details des Abends wird dann meist nicht eingegangen, aber ein herzliches Dankeschön für den vorherigen Abend ist bei der morgendlichen Begrüßung angebracht.

Was kann ich sonst noch tun?

Sie sehen, dass man einen angemessenen Zeitrahmen gerade am Anfang einer Geschäftsbeziehung einplanen muss, um die wesentlichen Dinge zu erfahren. Natürlich kann dies nicht in einem Blog vollständig erklärt werden. Nicht umsonst nicht das Thema Kommunikation in einem interkulturellen Training Japan einen sehr großen Teil ein. Hier erfährt man nicht nur weitere Details, sondern übt das Gelernte auch praktisch ein.

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By | 2020-01-08T14:05:40+00:00 10. 12. 2019|Interkulturelles Training Japan|

About the Author:

Rainer Beekes ist interkultureller Experte aus der wirtschaftlichen Praxis. Während seiner Unternehmenslaufbahn war er über 25 Jahre für multinationale Konzerne wie z.B. Volkswagen Financial Services, American Express, GMAC oder Société Générale in 5 Ländern in Linien- und Führungspositionen tätig. Der studierte Betriebswirt und Master of International Management (MIM) leitet Global Cultures – Akademie für interkulturelles Management, für die über 200 Experten zu 112 Ländern und Regionen weltweit tätig sind. | Linkedin | Xing | Google+ | Twitter | youtube | RSS |