Die chinesische Kultur ist alt – sehr alt. Konfuzius entwickelte bereits um 500 v. Chr. Die Prinzipien, nach denen die chinesische Gesellschaft funktionierte. Und nicht nur die. Diese Ideen fanden auch in Korea und Japan Verbreitung.
Die fünf Beziehungen nach Konfuzius
Konfuzius definiert fünf Beziehungen, von denen vier hierarchisch sind (grau), wobei die obere Ebene links steht.
Nur die Beziehung zwischen Freunden ist gleichwertig. Zementiert wurde hier das Senioritätsprinzip und auch die Geschlechterrollen (wie es damals auf der ganzen Welt üblich war).
Konfuzius leitete weiterhin drei soziale Pflichten ab:
- Loyalität
- Zurückhaltung
- Wahrung von Anstand und Sitte
Der Kapitalismus kommt spät, aber dafür umso wuchtiger
Diese Philosophie bestimmte jahrhundertelang die chinesische Gesellschaft, die streng hierarchisch gegliedert war und in ihren Traditionen erstarrte. Das Ende des Kaiserreichs kam 1912, aber die Werte bestanden weiter. Bürgerkrieg, 2. Weltkrieg und Kommunismus behinderten die weitere Entwicklung.
Erst ab 1979 war es Deng Xiaoping, der die Verhältnisse änderte. Unter dem Deckmantel von Partei und Kommunismus wurde der Kapitalismus eingeführt. Am Anfang mit der Einrichtung von 4 Sonderwirtschaftszonen. Das „chinesische Wirtschaftswunder“ begann. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde China vom Entwicklungs- zum Industrieland und vom Nachahmer zum Technologieführer.
Kontrolle des Bevölkerungswachstums
Gleichzeitig sah die Parteiführung im ungebremsten Bevölkerungswachstum eine Gefahr für die Zukunft und führte die 1-Kind-Politik ein – mit Erfolg. Allerdings droht nun eine Überalterung der Gesellschaft, weshalb diese Politik mittlerweile von einer 2-Kind-Politik abgelöst wurde.
Werte im Wandel
Wie vertragen sich die konfuzianischen Werte mit den neuen Entwicklungen:
- Industrialisierung
- Kapitalismus
- Streben nach Reichtum
- Kleinfamilien
Verwöhnte Einzelkinder?
Kleinere Familien bedeuten zunächst einmal mehr verfügbares Einkommen. Dies fördert den Konsum. Gleichzeitig ändert sich jedoch die Erziehung, denn alle elterlichen Anstrengungen werden auf ein Kind konzentriert. Wächst eine Generation von verwöhnten Einzelkindern heran?
Neue Fähigkeiten führen zum Erfolg
Reichtum und Erfolg sind das Resultat der eigenen Fähigkeiten. Der zunehmende Kapitalismus begünstigt allerdings auch Fähigkeiten wie Rücksichtslosigkeit, Skrupellosigkeit und Geldgier.
Bescheidenheit hat ausgedient
An die Stelle von Sparsamkeit und Mäßigung tritt zunehmend Konsumdenken und Freude am Luxus. Wann möchte sich ja etwas gönnen, jetzt, wo man es kann und die „Konsumtempel“ in den großen chinesischen Städte stehen denen „im Westen“ in nichts nach.
Ein neues Selbstbewusstsein
Weiterhin tritt an Stelle der Bescheidenheit zunehmend ein offen gezeigtes Selbstbewusstsein und „Selbstmarketing“ nach westlichem Vorbild. Einerseits haben dies viele Chinesen im Ausland gelernt, wo sie eine Ausbildung absolvierten. Andererseits bietet dies einen Konkurrenzvorteil, wenn es um gute Jobs geht. Die Gesellschaft wird individualistischer.
Traditionen verblassen
Das rasante Wachstum wird auch von der zunehmenden Technisierung getrieben. Die Chinesen sind quasi High-Tech verrückt und von jeder Innovation begeistert. Ein Beispiel: Das Bezahlen per Telefon, das sich auch auf Wochenmärkten durchgesetzt hat. Bequemlichkeit schlägt alle anderen möglichen Bedenken, wie z.B. Datensicherheit.
Die Wertschätzung von Traditionen und dem Nacheifern von Vorbildern wird von einer Förderung der individuellen Kreativität abgelöst. Das Alte hat keine Bedeutung mehr in der neuen technisierten Welt. Traditionen werden zu sentimentalen Gebräuchen und durch die hochtechnisierte Welt entwertet, weil sie keinen materiellen Nutzen mehr bringen.
Seniorität auf dem Prüfstand
Möglicherweise wird durch die technische Entwicklung auch das Senioritätsprinzip schleichend entwertet. Denn nun verfügen die Jungen über das Wissen und die Qualitäten, um im modernen Wirtschaftsleben zu bestehen. Hierzu zählen auch interkulturelle und Sprachkenntnisse, um in der globalen Welt zurecht zu kommen.
Interkulturelle Kompetenz China im Wandel
All diese Veränderungen müssen in einem interkulturellen Training China berücksichtigt werden, um den Aufbau einer adäquaten interkulturellen Kompetenz für China zu gewährleisten. Dies bedeutet auch permanente Fortbildung für die Seminarleiter, denn wie bereits dargestellt verläuft die chinesische Entwicklung rasant. Natürlich ist es nicht so, dass auf einen Schlag alles über den Haufen geworfen wird. Aber auch eine Kultur ist nicht in Stein gemeißelt und die neue Entwicklung hat bereits eingesetzt.