Führung in China

Die chinesische Kultur ist alt – sehr alt. Konfuzius entwickelte bereits um 500 v. Chr. Die Prinzipien, nach denen die chinesische Gesellschaft funktioniert und funktionierte. Diese Philosophie hat nicht nur Jahrhunderte überdauert, sie fand auch Eingang in die Unternehmensphilosophie. Da sie sich stark von der in Deutschland praktizierten Managementphilosophie unterscheidet, ist ein interkulturelles Training China im Vorfeld einer Entsendung oder einer engen Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Die fünf  Beziehungen nach Konfuzius

konfuzius

Wichtig ist hierbei, dass mit Ausnahme der freundschaftlichen Beziehung, alle Beziehungen eine Hierarchie besitzen. Der „Höhere“ steht in dieser Übersicht links. Für Unternehmen bedeutet dies, dass es eine klare hierarchische Beziehung zwischen Chef und Untergebenem gibt. Beide müssen allerdings bestimmte Rollen erfüllen, die sich vom deutschen Managementverständnis stark unterscheidet.

Führungsverständnis in Deutschland

In Deutschland hat es in den letzten Jahrzehnten einen deutlichen Wertewandel gegeben. Hierarchische Führungsprinzipien gelten als überholt. Dies bedeutet einen Austausch zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter auf Augenhöhe. Gleichzeitig werden den Mitarbeitern mehr Verantwortung und mehr Entscheidungsspielräume eingeräumt. Dies bedingt Vertrauen in die Kompetenzen, Selbststeuerung der Mitarbeiter und deren Integrität. Auch die Arbeitszeiten werden flexibler gehandhabt, die Möglichkeiten der virtuellen Zusammenarbeit macht auch die Nutzung des Homeoffices möglich.

Die Rolle des Vorgesetzten hat sich also dahin gewandelt, dass er mehr ein Coach ist, der die Mitarbeiter unterstützt, ihre Fachkenntnisse nutzt, kritische Diskussionen zulässt und einen Konsens herstellt.

Gerade die Vertreter der Generation X und Y, die den Arbeitsmarkt zunehmend bestimmen, erwarten eine möglichst direkte Kooperation mit dem Management. In Zeiten des aufkommenden Fachkräftemangels stellen sich die Unternehmen zunehmend darauf ein.

Führungsverständnis in China

Eine gute Bezeichnung für die Führung in China ist eine „fürsorgliche Führung“. Diese entspringt dem traditionellen Rollenverständnis.

Rollenverteilung in China

Chinesen bevorzugen eine klare und hierarchische Rollenverteilung, woraus sich Rechte und Pflichten für beide Seiten ableiten. Entscheidungen werden vom Vorgesetzten getroffen oder zumindest mit ihm abgestimmt. Dies bedeutet, dass chinesische Angestellte einen relativ geringen Entscheidungsspielraum haben. Gleichzeitig wird erwartet, dass der Vorgesetzte ein Rollenvorbild ist und fachlich ein Experte ist, der die letzte Instanz darstellt und die Mitarbeiter auch anleiten kann. Dafür erntet er den Respekt der Mitarbeiter.

Das soziale System im Büro in China

Ausgehend von den Rollen wird deutlich, dass es nicht zu einem Austausch von Standpunkten auf Augenhöhe kommt. Dies bedeutet aber nicht, dass ein guter Vorgesetzter „Herrscher aller Reußen“ ist. Gute Vorgesetzte in China suchen den Austausch und den Kontakt mit den Mitarbeitern. Allerdings wird dieser Prozess „von oben“ angestoßen und gesteuert. Automatisches Feedback „von unten“, wie in Deutschland erwartet, entspricht nicht dem chinesischen Managementverständnis

Die Rolle des Vorgesetzten in China

Aus diesen Ausführungen wird deutlich, dass der Vorgesetzte die Rolle einer „Vaterfigur“ einnimmt. Die Mitarbeiter erwarten von ihm eine Fürsorgefunktion, die sich nicht nur auf das Büro, sondern auch auf das Privatleben erstreckt. Letzteres äußert sich beispielsweise darin, dass Vorgesetzte zu Hochzeitsfeiern eingeladen werden oder auch bei persönlichen Anliegen konsultiert werden. Gerade dieser Aspekt wird von deutschen Managern in China gerne unterschätzt, da in Deutschland eine strikte Trennung zwischen Berufs- und Privatleben herrscht und der Chef im Privatleben „nichts zu suchen hat“.

Andere Prioritäten in China

In China werden im Geschäftsleben auch die Prioritäten anders gesetzt. In Deutschland stehen Zuständigkeiten und Fachwissen im Vordergrund. In China dominieren hingegen soziales Einvernehmen und Gruppenharmonie. Dies bedeutet, dass auch Arbeitsabläufe nicht allein nach sachlichen Erfordernissen organisiert werden. Hier kommt dem Chef auch eine große Bedeutung als Vorbild für die Mitarbeiter zu und die persönliche und moralische Entwicklung der Mitarbeiter, sowie die bereits erwähnte fachliche Anleitung, spielen eine große Rolle.

Interkulturelle Vorbereitung

Hier wird deutlich, dass eine gute interkulturelle Vorbereitung, z.B. durch ein interkulturelles Training China, eine große Rolle spielt, wenn deutsche Manager nach China entsandt werden. Aber auch wenn es „nur“ um eine Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern oder Kollegen geht, ist dieses Grundverständnis wesentlich, um die Zusammenhänge in China zu kennen und z.B. im Hinblick auf die Arbeitsweise und Entscheidungen richtig zu interpretieren.

By | 2020-01-08T14:13:12+00:00 08. 01. 2020|Interkulturelles Training China|

About the Author:

Rainer Beekes ist interkultureller Experte aus der wirtschaftlichen Praxis. Während seiner Unternehmenslaufbahn war er über 25 Jahre für multinationale Konzerne wie z.B. Volkswagen Financial Services, American Express, GMAC oder Société Générale in 5 Ländern in Linien- und Führungspositionen tätig. Der studierte Betriebswirt und Master of International Management (MIM) leitet Global Cultures – Akademie für interkulturelles Management, für die über 200 Experten zu 112 Ländern und Regionen weltweit tätig sind. | Linkedin | Xing | Google+ | Twitter | youtube | RSS |