Interkulturelle Kompetenz – Indirekte und direkte Kommunikation

Der Unterschied der indirekten und direkten Kommunikation

Wie wir Deutschen kommunizieren

Deutsche sind im Ausland bekannt dafür, dass wir eher kühler Art sind, wir viel Bier trinken und arrogant sind. Im internationalen Geschäftsleben fällt jedoch eines ganz besonders auf: die Art der Kommunikation. Wir sagen gerne, was genau wir wann und wie vorliegen haben möchten. Wir stellen eine exakte Agenda auf, die Punkt für Punkt abgearbeitet wird und vor allem pünktlich auf die Minute beginnt. Im Anschluss an ein Meeting wird ein Protokoll geschrieben, in dem alles festgehalten wird, damit alle auf dem gleichen Stand sind und auch alle nochmals nachlesen können, bis wann sie welche Aufgabe erledigt haben müssen. Um einer möglichen verspäteten Lieferung vorzubeugen, ist es darüber hinaus durchaus üblich, die Kollegen vor dem vereinbarten Termin daran zu erinnern, zu welchem Zeitpunkt die Lieferung eintreffen soll. Sollte es jedoch tatsächlich zu einer Verspätung kommen, wird zügig –circa 5 Minuten später- per Mail nachgefasst, was schiefgegangen sei und wann man mit der Lieferung verbindlich rechnen könne.

Wie in dem Großteil der Länder auf der Welt kommuniziert wird

Menschen in  Ländern, die die indirekte Kommunikation pflegen, empfinden die deutsche Kommunikation nicht nur als unhöflich, sondern in manchen Fällen auch als persönlichen Angriff. Sollte man nun also mit Kollegen aus beispielsweise Mexiko kommunizieren, sollte mal stets darauf achten, sich so höflich und indirekt wie nur möglich auszudrücken. Dies ist die Gepflogenheit in Mexiko und es ist klar, wie Mexikaner von den Deutschen in solchen Fällen denken und umgekehrt.

Kommunikation ist das A und O

Kommuniziert man als Deutscher mit dem Ausland, in dem gerade negative Botschaften oder auch Forderungen eher verklausuliert formuliert werden, sollte man es als Deutscher vermeiden «Bis heute Abend um 19 Uhr will ich die Unterlagen in meinem Postfach haben. » zu schreiben. Diese preußische Ausdrucksweise lässt die ausländischen Kollegen nicht strammstehen, sondern verprellt sie. Geschickter ist es, sein Anliegen möglichst freundlich und wenn möglich sogar als Frage zu formulieren: «Um mit dem Projekt fortfahren zu können, bräuchte ich die Unterlagen nach Möglichkeit noch heute. Könnten Sie das schaffen?»Ein weiteres Beispiel ist die direkte Ansprache von Defiziten: «Sie haben die Umsatzzahlen in Ihrem Bericht vergessen.» Eine solche Ausdrucksform ist uns in Deutschland geläufig. In einem Land mit hohem Kontext-Verständnis, also indirekter Kommunikation, würde man diesen Sachverhalt hingegen anders ansprechen, wie zum Beispiel: «Vielen Dank für den Bericht. Leider konnte ich jedoch die Umsatzzahlen nicht finden. Könnten Sie mir diese noch einmal zeigen?» Schließlich will man ja auch noch morgen mit den Kollegen im Ausland zusammenarbeiten.

Der Weg ist das Ziel

Die Strategie, mit Hilfe der direkten Kommunikation völlig transparent zu kommunizieren und auch offen kritisieren zu dürfen, funktioniert – in Deutschland. Der Sinn der indirekten Kommunikation hingegen liegt vor allem darin, eine Beziehung aufrecht zu halten und Harmonie zu erzeugen. Da ein «Nein» eine klare Absage für etwas ist, und der Gesprächspartner dies als beleidigend empfinden könnte, wird in vielen Kulturen sogar vermieden, dieses kleine Wörtchen zu verwenden, selbst wenn es Klarheit schafft. Das kann leider oft zu Problemen führen, wie es auch mir selbst schon einmal als „unbedarfter Ausländerin“ passiert ist:
In einer Großstadt in Südamerika fragte ich auf der Straße nach dem Weg. Ich bekam schnell eine Antwort und verließ mich darauf. Daher folgte ich der Beschreibung und landete in einem Viertel, welches ich eigentlich hatte vermeiden wollen. Irritiert fragte ich erneut nach dem Weg. Nun wurde ich in die entgegengesetzte Richtung geschickt und ich war nicht gerade erfreut, und um offen zu sein wütend, viel Zeit verschwendet zu haben, nur weil mir ein falscher Weg erklärt worden war. Später erfuhr ich, dass es unhöflich gewesen wäre, wenn mir der Herr an der Straße gesagt hätte, dass er den Weg nicht kennt. Außerdem hätte er womöglich sein Gesicht verloren, wenn er seine Unwissenheit preisgegeben hätte. Also entschied er sich (unbewusst) dafür, mir einfach irgendeinen (falschen) Weg zu beschreiben. Damit ist er höflich gewesen und hat sein Bestes getan, um freundlich zu sein. Mögliche Fehlsendungen waren in diesem Falle zweitrangig. Und hier kommt  Interpretation ins Spiel! Deutsche nehmen Botschaften wörtlich und handeln danach. Ein Einheimischer hätte sicherlich an der Ausdrucksweise, der Mimik und dem Tonfall gemerkt, dass der Auskunftgebende keine Ahnung hatte. Dennoch wäre die Form gewahrt worden und alles wäre gut gewesen. Wie sollte der Einheimische auch wissen, dass man einem Deutschen ein „Tut mir leid, ich weiß es nicht“ hätte entgegenschleudern können, ohne ihn zu beleidigen. Tatsächlich war der Deutsche, also ich selbst, durch die formwahrende Botschaft beleidigt und wütend. Übertragen auf geschäftliche Situationen kann es so ebenfalls vorkommen, dass man ein verstecktes «nein» nicht direkt als solches erkennt und daraufhin nicht schlussfolgert, dass ein Kunde beispielsweise mit dem Produkt unzufrieden ist. Der Kunde beendet daraufhin die Geschäftsbeziehung und man selbst rätselt, woran es gelegen haben könnte. Um möglichst zielführend zu kommunizieren, sei es direkt, per Telefon oder per E-Mail, sollte man sich im Klaren darüber sein, welcher Kultur der Andere angehört. Denn nur eine erfolgreiche Kommunikation, in der sich jeder respektiert fühlt, führt auch zu einem guten Ergebnis. Dies ist ein wesentlicher Aspekt unserer interkulturellen Ländertrainings, damit Sie entsprechend vorbereitet sind und geschäftlich auf der Erfolgsspur bleiben.

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Interkulturelles Verhandlungstraining

Interkulturelles Training USA

Interkulturelles Training Mexiko

By | 2017-01-07T14:24:11+00:00 25. 11. 2015|Interkulturelles Training USA|

About the Author:

Rainer Beekes ist interkultureller Experte aus der wirtschaftlichen Praxis. Während seiner Unternehmenslaufbahn war er über 25 Jahre für multinationale Konzerne wie z.B. Volkswagen Financial Services, American Express, GMAC oder Société Générale in 5 Ländern in Linien- und Führungspositionen tätig. Der studierte Betriebswirt und Master of International Management (MIM) leitet Global Cultures – Akademie für interkulturelles Management, für die über 200 Experten zu 112 Ländern und Regionen weltweit tätig sind. | Linkedin | Xing | Google+ | Twitter | youtube | RSS |