Interkulturelle Kompetenz USA – Hilfe, wir wurden übernommen

Interkulturelle Kompetenz USA – Hilfe, wir wurden übernommen

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Firmen aus USA in Deutschland investieren. Im Klartext heißt das oft: Sie übernehmen deutsche Unternehmen. Mitunter alteingesessene Unternehmen. Was eine Chance bedeuten kann, schürt jedoch auch gleichzeitig die Unsicherheit. Mitunter treten auch Ängste auf, denn eines der Vorurteile, die gegenüber amerikanischen Firmen herrscht ist „Hire and Fire“. Mit anderen Worten: Die Leute beginnen sich zu fragen: „Wie sicher ist mein Job?“

Abbau von Vorurteilen, Kenntnis der neuen Kultur

Es ist richtig, dass der Arbeitnehmerschutz in USA mit dem in Deutschland nicht zu vergleichen ist. Angestellte können leicht freigesetzt werden. Dies ermöglicht es amerikanische Unternehmen, sich schnell auf veränderte Marktsituationen anzupassen. Andererseits – wer leicht feuern kann stellt auch leicht ein. Insofern zeichnet den US-amerikanischen Arbeitsmarkt eine in Deutschland unbekannte Dynamik aus, wo soziale Gesichtspunkte wirtschaftliche Notwendigkeiten überlagern. Aber hier gilt es zwei Dinge klarzustellen: US-amerikanische Firmen sind keine Monster, die nur darauf lauern, ihre Angestellten in die Wüste zu schicken. Auch amerikanische Firmen sind auf ihre Mitarbeiter angewiesen und tun gut daran, sie entsprechend zu behandeln und zu fördern. Zum anderen gibt es auch in Deutschland Entlassungen, wenn auch abgefedert und verzögert. Das Resultat ist dasselbe. Sofern die übernommene Firma kein Sanierungsfall ist, besteht in der Regel keine Gefahr von Arbeitsplatzverlusten, denn die neuen Herren benötigen ja die Expertise der deutschen Mitarbeiter, um von der Übernahme zu profitieren.

Die Fallstricke liegen woanders

Die eigentliche Herausforderung liegt dann darin, dass nun neue und unbekannte Anforderungen gestellt werden. Dies gilt sowohl bei der Behandlung von Projekten, wie auch dem Berichtswesen und der generellen Einstellung. Beispielsweise denken US-Amerikaner eher kurzfristig. Sie bevorzugen schnelle und pragmatische Lösungen. In Deutschland plant man lieber umfassend, um etwaige Probleme bereits im Vorfeld zu erkennen und wenn möglich zu umgehen. Keine Frage, viele Probleme können nicht vorhergesehen werden, aber die Deutschen möchten eine größtmögliche Sicherheit herstellen. Dies ist den Amerikanern fremd, was automatisch zu  Differenzen bei Planung und Anforderungen führt. Ist das übernommene deutsche Unternehmen vorher selbst unabhängig gewesen, liegt die Zentrale in Deutschland. Nun aber wird diese Zentrale zur Peripherie, deren neue Berichtswege mehrere Zeitzonen entfernt im Westen liegen. Hier stellt sich eine weitere Herausforderung: Man kann nicht mehr bestimmen und schalten und walten wie zuvor. Man befindet sich in der ungewohnten Situation, nun selbst Direktiven und neuen Strategien folgen zu müssen.

Die US- Amerikaner haben nicht investiert, um sich umzustellen

Wer zahlt, bestimmt. Diese nicht neue Weisheit findet auch hier Anwendung. Zudem sind Amerikaner aufgrund ihrer wirtschaftspolitischen Vormachtstellung in der Regel nicht gewohnt, sich an andere anzupassen, zumal wenn sie Muttergesellschaft sind, was ebenso auf deutsche Unternehmen zutrifft. Dies verunsichert nicht wenige deutsche Mitarbeiter, die sich nun nicht nur aufgrund der Konfrontation mit der neuen Kultur, sondern auch mit einer neuen Unternehmenskultur und einer neuen Rolle herausgefordert sind. Reibungsverluste sind vorprogrammiert. Um diese zu mildern hilft eine interkulturelle Vorbereitung, um den kulturellen Aspekt abzudecken und Verständnis für die Kultur und die Handlungen jenseits des großen Teichs zu wecken. Hinzu kommt eine neue Unternehmenskultur, die ebenfalls in einem solchen Training Berücksichtigung finden kann. Last not least sind die deutschen „Übernommenen“ gut beraten, hier selbst die Initiative zu ergreifen, denn es geschieht selten, dass die neue amerikanische Mutter auf die Idee kommt, von sich aus eine solche Vorbereitung anzuregen. Hier ist Überzeugungsarbeit gefragt, oder kreative Budgetierung. Doch eines sollte auch den Amerikanern klarzumachen sein: Wer sich besser vorbereitet, kommt besser und vor allem schneller zurecht. Und das bedeutet nichts weniger, als dass sich der Return on Investment schneller einstellt. Time is money. Dieser Spruch kommt aus USA.

Mehr erfahren Sie unter:
Interkulturelles Training USA

By | 2017-01-07T14:20:58+00:00 21. 12. 2015|Interkulturelles Training USA|

About the Author:

Rainer Beekes ist interkultureller Experte aus der wirtschaftlichen Praxis. Während seiner Unternehmenslaufbahn war er über 25 Jahre für multinationale Konzerne wie z.B. Volkswagen Financial Services, American Express, GMAC oder Société Générale in 5 Ländern in Linien- und Führungspositionen tätig. Der studierte Betriebswirt und Master of International Management (MIM) leitet Global Cultures – Akademie für interkulturelles Management, für die über 200 Experten zu 112 Ländern und Regionen weltweit tätig sind. | Linkedin | Xing | Google+ | Twitter | youtube | RSS |