Interkulturelle Kompetenz Niederlande: So nah und doch so fern

Interkulturelle Kompetenz Niederlande: So nah und doch so fern

Als Nachbar und eines der zehn reichsten Länder der Welt liegt es nahe, dass die Zusammenarbeit mit den Niederlanden sehr lukrativ ist. Scheitern kann sie allerdings, wenn davon ausgegangen wird, dass  dieselbe Arbeitsmentalität besteht wie in Deutschland. Beim Städtetrip nach Amsterdam mag das nicht so auffallen, sitzt man aber am Konferenztisch seinen niederländischen Kollegen gegenüber sieht das schon anders aus. Man spielt dasselbe Spiel, aber mit unterschiedlichen Regeln.

Wollen wir uns Duzen?

Absolut! Die Kommunikation im Büro ist unkonventionell und es ist nicht ungewöhnlich nach seinem Privatleben gefragt zu werden. Dies sollte nicht als unangebrachte Neugier, sondern freundliches Interesse verstanden werden. Gleichzeitig darf nicht davon ausgegangen werden, dass durch das Duzen und die Frage nach der Familie eine enge Freundschaft besteht und man auch außerhalb der Arbeit etwas unternimmt. Das niederländische „Du“ – also „jij“ ist da eher mit dem englischen „you“ zu vergleichen, welches auch kein Zeichen von tiefer Freundschaft ist. Nichtsdestotrotz gilt es insgesamt einen sehr höflichen und freundlichen Ton im Büro zu pflegen – unabhängig von der Hierarchieebene.

Harte Diskussionen? – Nein Danke!

In den Niederlanden wird nicht gerne konfrontativ diskutiert – vor allem nicht über Politik und Religion. Historisch bedingt, herrscht in den Niederlanden eine geringe Machtdistanz und autoritäres Verhalten wird nicht gerne gesehen. Ganz im Gegenteil – jedem wird zugehört, auch wenn es der Praktikant ist, der bei der Teambesprechung das Konzept in Frage stellt. Dies kann in deutschen Augen als Zeitverschwendung wahrgenommen werden, spiegelt aber die niederländische Konsenskultur wider. Besprechungen mit großer Kompromissbereitschaft, sogenannten „Overlegs“, können somit sehr lange dauern.

Klein – aber oho

Es gehört zur niederländischen Mentalität sich behaupten zu wollen. Die Niederländer konnten nicht nur das Wasser bezwingen und somit Flevoland für sich gewinnen, sondern haben sich sehr früh als Handels-und Wirtschaftsmacht bewiesen. Bedeutsame Kolonien waren unter niederländischer Vorherrschaft – mit darunter New Amsterdam, das heute gut bekannte New York. Daher sehen sie sich ungern als „kleinen Nachbar“, denn sie sind politisch sowie technologisch oft der Zeit voraus gewesen. Gleichzeitig wird Bescheidenheit in den Niederlanden großgeschrieben, und es schickt sich nicht mit seinem Erfolg und seinem Reichtum zu prahlen.

Insgesamt ist festzuhalten, dass eine neue gute Freundschaft zwischen den Niederlanden und Deutschland besteht. Warum neu? Wenn man berücksichtigt, dass die Niederländer die Deutschen in den Clingendael Reports 1993 noch als arrogant und kriegssüchtig beschrieben, hat sich das Verhältnis seitdem stark ins Positive geändert. Ein Thema ist und bleibt aber schwierig, egal wie viel interkulturelle Kompetenz auf beiden Seiten da ist: Fußball. Da sind Sticheleien an der Tagesordnung sollten aber mit Humor genommen werden, denn auch dieser wird gerne gesehen bei den Niederländern. Dennoch gilt es wie bei jeder Freundschaft – sie zu pflegen. Nur durch gegenseitiges Verständnis und Wissen über die Kultur des anderen kann erfolgreiche Zusammenarbeit gewährleistet werden.

Erfahren Sie mehr unter:
Interkulturelles Training Niederlande
Interkulturelles Training Deutschland
Allgemeines interkulturelles Training

About the Author:

Rainer Beekes ist interkultureller Experte aus der wirtschaftlichen Praxis. Während seiner Unternehmenslaufbahn war er über 25 Jahre für multinationale Konzerne wie z.B. Volkswagen Financial Services, American Express, GMAC oder Société Générale in 5 Ländern in Linien- und Führungspositionen tätig. Der studierte Betriebswirt und Master of International Management (MIM) leitet Global Cultures – Akademie für interkulturelles Management, für die über 200 Experten zu 112 Ländern und Regionen weltweit tätig sind. | Linkedin | Xing | Google+ | Twitter | youtube | RSS |