Interkulturelle Kompetenz Deutschland – Deutsch für Deutsche?

Interkulturelle Kompetenz Deutschland – Deutsch für Deutsche?

Eine gezielte Auslandsvorbereitung erhöht die Produktivität

Viele Unternehmen investieren in eine interkulturelle Vorbereitung für Mitarbeiter, die ins Ausland entsandt werden oder geschäftlich dort zu tun haben. Das ist eine sinnvolle Investition, erhöht eine solche Vorbereitung doch die Produktivität und erlaubt es dem Mitarbeiter, sich schneller in der neuen Umgebung zurecht zu finden. Wird der Mitarbeiter von seiner Familie begleitet, sollte auch diese in die Vorbereitung mit einbezogen werden. Gerade Kinder haben es nicht leicht, sich an all das Neue, das auf sie einprasselt, einzustellen. Neue Sprache, neue Schule, neue Freunde. Dieser Aspekt ist insbesondere darum wichtig, weil eine der Hauptsorgen des oder der Entsandten sich natürlich um die Familie dreht. Klappt die Integration, kann die volle Energie darauf verwendet werden, sich auf das konzentrieren, warum man eigentlich dort ist: den Job. Dies gilt natürlich auch dann, wenn Mitarbeiter aus dem Ausland nach Deutschland entsandt werden.

Inlandsvorbereitung? Was ist das denn?

Was im Falle einer Auslandsentsendung offensichtlich ist, erschließt sich bei einem Wechsel innerhalb Deutschlands nur schwer. Niemand käme wahrscheinlich auf die Idee, einen Mitarbeiter zu schulen, der beispielsweise von Hamburg nach München versetzt wird. Warum eigentlich nicht?
Deutschland ist ein Land der Vielfalt. Niemand wird behaupten, dass es keine Unterschiede zwischen Hamburgern und Bayern gibt. Genauso würde niemand einen Kölner mit einem Berliner in einen Topf werfen. Diese Mentalitäten unterscheiden sich teilweise gewaltig. Wie uns von verschiedenen Seiten bestätigt wurde, treten bei einem Wechsel der Region mitunter dieselben „Symptome“ auf, wie bei einem Wechsel ins Ausland: Ein Kulturschock. Bayern und Österreicher sind sich beispielsweise näher, als Bayern und Hamburger. Doch während tatsächlich interkulturelle Vorbereitungen für Österreich stattfinden, wird niemand die Familie darauf vorbereiten, wenn sie ihr Domizil an der Nordsee nimmt. Gerade auch Kinder sind hiervon betroffen, müssen sie doch mit den von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Schulsystemen zurechtkommen, das mitunter seltsame Blüten treibt. Schleswig-Holstein lehnte beispielsweise die neue Rechtschreibung ab und führte sie gezwungenermaßen erst ein, als die alten Schulbücher verbraucht und neue „alte“ nicht mehr zu beschaffen waren.

Alle sprechen Deutsch? Nun ja, so einigermaßen

Abgesehen von den verschiedenen Dialekten und Mundarten, die in den Regionen gesprochen werden, unterscheiden sich natürlich auch die Mentalitäten. Der vielzitierte „Weißwurstäquator“ ist kein satirischer Begriff, sondern Realität. Um ein weiteres simples Beispiel zu nennen, sollte man sich die verschiedenen Begriffe für Brötchen vor Augen führen, die von Semmeln über Bemmen bis hin zu Rundstücken reichen. Die Großeltern des Autors, die aus dem Ruhrgebiet stammten, hatten permanent Probleme, in der Pfalz, dem Herkunftsort des Autors, die Leute in einer Bäckerei zu verstehen. Genauso gut hätten sie in der Schweiz sein können.
Aber rechtfertigt dies ein interkulturelles Seminar „Bayern“ oder „norddeutsche Tiefebene“? Stellen wir die Frage andersherum. Warum kann ein Bayer sich auf Österreich vorbereiten, nicht jedoch auf Schleswig-Holstein? Bayern und Österreicher stehen sich mentalitätsmäßig näher, als Bayern und „Nordlichter“. Es geht hierbei nicht nur darum, wie Brötchen genannt werden, sondern vielmehr wie die Menschen denken und was ihre Mentalität ist.

Ein neuer Ansatz

Aus den genannten Beispielen wird deutlich, dass Unternehmen nicht schlecht beraten wären, wenn sie nicht nur der Vielfalt, sondern auch der Vielfalt Deutschlands Rechnung tragen würden. Auch wenn wir alle im selben Lande leben – die Unterschiede sind mannigfaltig, teilweise subtil und gerade deshalb nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Dies sollte vielleicht den einen oder anderen Denkanstoß geben, über dieses Thema einmal aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten.

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Interkulturelles Training Deutschland
Interkulturelles Kindertraining

By | 2016-10-19T16:27:33+00:00 07. 10. 2015|Interkulturelles Training Deutschland|

About the Author:

Rainer Beekes ist interkultureller Experte aus der wirtschaftlichen Praxis. Während seiner Unternehmenslaufbahn war er über 25 Jahre für multinationale Konzerne wie z.B. Volkswagen Financial Services, American Express, GMAC oder Société Générale in 5 Ländern in Linien- und Führungspositionen tätig. Der studierte Betriebswirt und Master of International Management (MIM) leitet Global Cultures – Akademie für interkulturelles Management, für die über 200 Experten zu 112 Ländern und Regionen weltweit tätig sind. | Linkedin | Xing | Google+ | Twitter | youtube | RSS |