Interkulturelle Kompetenz Schweiz – Österreich – Ungarn – Die „Linie in der Mitte Europas“

Interkulturelle Kompetenz Schweiz – Österreich – Ungarn – Die „Linie in der Mitte Europas“

Die drei Länder stellen die Achse dar, die den Norden vom Süden Europas trennt. Werden diese drei Länder aus wirtschaftlichen Gründen in einer Region zusammengewürfelt, stehen die betroffenen Mitarbeiter vor der nicht leichten Aufgabe, mit drei unterschiedlichen Mentalitäten zurecht zu kommen.  Obwohl die drei Staaten aneinander grenzen, halten sich die Gemeinsamkeiten in Grenzen. Aber es gibt sie, auch wenn sie höchst unterschiedlich sind.

Die Landschaft prägt die Menschen

Während sowohl die Schweiz, als auch Österreich alpin geprägt und die Wintersportler beider Nationen zur Weltspitze gehören, kennzeichnet Ungarn die Ebene links und rechts der Donau, die Puszta. Im Sommer einer der heißesten Orte des Kontinents. Von ungarischen Wintersportlern hat man noch nicht viel gehört. Dafür brillieren viele Ungarn in den Sommer-Sportarten.

Vielfalt der Sprachen

Ferner wird sowohl in der Schweiz, als auch Österreich deutsch gesprochen. Nun ja, das stimmt teilweise. Es gibt ein offizielles österreichisches Deutsch, dem Wörter angehören, die in Deutschland nicht verwendet werden, wie z.B. Jänner für Januar. In der Schweiz hingegen wird Schweizerdeutsch gesprochen, was einen großen Unterschied ausmacht. Das ist in etwa so, wie wenn sich ein Norddeutscher auf Platt mit einem Bayern, der bayerisch spricht, unterhalten will. Das Hochdeutsche nennen die Schweizer „Schriftdeutsch“, was nicht heißt, dass sie Schweizerdeutsch nicht auch schreiben würden. Aber diese Bezeichnung deutet schon darauf hin, wie die Schweizer das Hochdeutsche ansehen: Eine Schriftsprache oder eine Fremdsprache, mit der man mit anderen deutsch sprechenden Personen kommunizieren kann. Dies gilt zumindest für einen Großteil der Schweiz. Der andere Teil spricht französisch, italienisch oder rätoromanisch. Die Ungarn schließlich sprechen eine Sprache, die mit den restlichen europäischen Sprachen nichts zu tun hat, mit Ausnahme des Finnischen. Finnen und Ungarn gehörten einst zu selben Stamm, der sich in grauer Vorzeit teilte und unterschiedliche Siedlungsgebiete suchte. Nur wenige Menschen lernen ungarisch und so ist man meist darauf angewiesen, sich mit den Ungarn in einer fremden Sprache zu verständigen. Früher war das in der Regel das Deutsche, das in der modernen Zeit jedoch mehr und mehr vom Englischen als Wirtschaftssprache abgelöst wird.

Gemeinsame Geschichte?

Jeder hat schon einmal von Österreich-Ungarn gehört, das Reich, wo der Walzer erfunden wurde und wo Sissi lebte und litt. Beide Staaten haben eine sehr bewegte gemeinsame Vergangenheit, denn Ungarn fiel durch Erbschaft an Österreich, wobei das ungarische Gebiet erst nach den erfolgreichen Türkenkriegen ganz an Österreich fiel. Viel hielten die Ungarn davon nicht unbedingt, wie mehrere Versuche, die Unabhängigkeit zu erlangen, bezeugen. Erst 1867 erhielt man einen gleichberechtigten Status, ehe sich der Weg beider Länder nach dem 1. Weltkrieg wieder trennte.
Und was die Schweiz damit zu tun? Mit Ungarn eigentlich nichts. Aber mit Österreich durchaus, jedenfalls vor einigen Hundert Jahren. Die Österreich regierenden Habsburger stammten aus der heutigen Schweiz und der verhasste Vogt Gessler, der Wilhelm Tell zwang seinem eigenen Sohn einen Apfel vom Kopf zu schießen, war ein Habsburger Vogt. Die Flecken, die zum Haus Habsburg gehörten nannte man daher auch Vorderösterreich, das aber bereits ab dem 15. Jahrhundert den Österreichern verlustig ging.
Während also Ungarn und Österreich durchaus eine gemeinsame Geschichte haben, die für die  heutige Mentalität durchaus von Bedeutung ist, während Schweizer und Österreicher seit Jahrhunderten unterschiedliche Wege gegangen sind.

Unterschiedliche Einstellungen und Kulturen

Betrachtet man die einzelnen Kulturen der Länder, so fällt auf, dass die festgestellten Gemeinsamkeiten den Unterschieden klar untergeordnet sind. Während die Schweizer beispielsweise zu den pünktlichsten Menschen der Welt gehören und gerade für ihre Uhrenindustrie berühmt sind, haben die Ungarn ein eher lässiges Verhältnis zur Zeit. Die Österreicher stehen irgendwo dazwischen. Gleiches gilt auch für andere kulturelle Aspekte, wie beispielsweise bei Hierarchien oder der Art der Kommunikation. Daneben gibt es noch andere Aspekte, die jedem Land eigen sind und so entsteht das Bild von drei Ländern, die geographisch zwar alle benachbart sind, sich von den Mentalitäten hingegen deutlich unterscheiden.  Das macht die wirtschaftliche Steuerung dieser Region, so sie denn so gebildet worden ist, zu einer besonderen Herausforderung, auch wenn die Wege vergleichsweise kurz sind. Gerade dadurch ist es von großer Bedeutung, sich mit diesen Unterschieden intensiv auseinanderzusetzen, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden, die darauf beruhen, dass „Nachbarn doch eigentlich nicht so verschieden sein können“. Sie können – und statt Lehrgeld zu zahlen sollten die Betroffenen lieber in eine gezielte Vorbereitung investieren.

Mehr erfahren Sie hier:

Interkulturelles Training Schweiz
Interkulturelles Training Österreich
Interkulturelles Training Ungarn

By | 2017-05-28T23:49:58+00:00 14. 09. 2015|Hintergründe|

About the Author:

Rainer Beekes ist interkultureller Experte aus der wirtschaftlichen Praxis. Während seiner Unternehmenslaufbahn war er über 25 Jahre für multinationale Konzerne wie z.B. Volkswagen Financial Services, American Express, GMAC oder Société Générale in 5 Ländern in Linien- und Führungspositionen tätig. Der studierte Betriebswirt und Master of International Management (MIM) leitet Global Cultures – Akademie für interkulturelles Management, für die über 200 Experten zu 112 Ländern und Regionen weltweit tätig sind. | Linkedin | Xing | Google+ | Twitter | youtube | RSS |