Interkulturelle Kompetenz Malaysia – ein Buch mit „drei Siegeln“?

Malaysia gehört zu den interessantesten Standorten in Südostasien. Bevölkerungsmäßig gehört das Land mit knapp 29 Millionen Einwohnern zu den kleineren Nationen in der Region. Aber immerhin erwirtschaftete jeder dieser Einwohner statistisch gesehen 9.700 USD in 2011. Dabei hält das Land gleich drei interkulturelle Herausforderungen bereit, wenn man mit diesen Bewohnern Geschäfte machen möchte. Die Malaysier sind nämlich keine homogene Volksgruppe.

Who are you? – Völker in Malaysia

Die Mehrheit der Bevölkerung stellen die Malaien, die knapp über die Hälfte ausmachen und dem Islam angehören, der seit dem 14. und 15. Jahrhundert zur vorherrschenden Religion im Land wurde. Etwas weniger als ein Viertel der Malaysier sind chinesischer Abstammung, die wiederum zum größten Teil Buddhisten sind. Knapp über 10 % der Malaysier stellen indigene Völker und etwa 7 % sind indischer Abstammung, die wiederum fast alle Tamilen und Hindus sind. Ein wenig verwirrend? Mitunter. Jedenfalls müssen alle Volksgruppen ihren Platz in der Gesellschaft finden. Im Wirtschaftsleben sind jedenfalls die Malaien, die Chinesen und die Inder tonangebend, wobei den Chinesen aufgrund ihrer starken Präsenz in den Ballungszentren eine überproportionale Bedeutung zukommt. Dabei schafft Malaysia einen bemerkenswerten Spagat: Während der Islam Staatsreligion ist, herrscht dennoch Religionsfreiheit. In der Praxis sieht dies so aus, dass alle neugeborenen Malaien automatisch Moslems sind, während die anderen Volksgruppen ihre eigenen Religionen praktizieren können.

Die „drei Siegel“ – mitunter keine einfache Nuss

Alle Kulturen in Malaysia sind durch eine hohe Machtdistanz gekennzeichnet. Das bedeutet, dass der Vorgesetzte seine Mitarbeiter klar instruieren muss. Er verfügt über eine hohe Stellung, die so akzeptiert und nicht hinterfragt wird. Andererseits ist er verpflichtet, sich um seine Mitarbeiter zu kümmern, was sich bis ins Privatleben erstreckt. So ist „der Chef“ Teil von vielen privaten Feierlichkeiten, wie z.B. Hochzeiten. Dazu muss man kein enger Freund der Familie sein. Hingegen sollte man sich eingehend informieren, wie man sich verhalten sollte und welche Präsente einen guten Eindruck machen. Alle Völker leben und arbeiten miteinander, aber diese Gemeinsamkeit findet ihre Grenze beispielsweise beim Essen oder der Freizeitgestaltung. Dann gilt es, sich mit den Gepflogenheiten der jeweiligen Volksgruppe auszukennen, denn jede bleibt vornehmlich unter sich.

Kleine Hinweise erhalten die Freundschaft

Chinesen freuen sich beispielsweise bei größeren Anlässen über Geld, aber eine gerade Summe sollte es sein. Bei kleineren Gelegenheiten reichen Obst, Kuchen oder Süßigkeiten. Diese Vorgehensweise wäre bei Malaien fehl am Platz, hier bevorzugt man farbefrohe Batik, Parfüm oder Spielzeug für die Kinder. Vermeiden sollte man in jedem Fall Tabak oder Alkohol, schon aufgrund der Religion. Inder hingegen mögen ebenfalls Geldgeschenke, aber hier bitte mit ungeraden Beträgen. Und da bunte Farben als Symbol der Fröhlichkeit gelten, sollte man schwarz oder weiß vermeiden. Überreichen Sie das Geschenk sollten Sie weder von Chinesen, noch Indern erwarten, dass es in Ihrem Beisein geöffnet wird, das gehört sich in diesen Kulturkreisen nicht.

Nomen est omen

Gleichfalls vielfältig sind die Namensgebungen der Völker, die ihren kulturellen Gepflogenheiten folgen. Die islamischen Malaien folgen den arabischen Vorbildern, d.h. dem eigenen Personennamen wird der Name des Vaters beigefügt, wie z.B. Ali bin Isa, wobei das bin (Indikator für Sohn) oft wegfällt. Dies wäre für uns Mr. Ali. Chinesen hingegen stellen den Familiennamen an den Anfang, wie beispielsweise Tang Kok Weng. Dies wäre für uns Mr. Tang, wobei sich auch in Malaysia die Sitte durchgesetzt hat, dass Chinesen im Geschäftsleben einen für westliche Ohren leichter zu merkenden englischen Vornamen im westlichen Stil verwenden, wie z.B. Christopher Tang. Die indischen Malaysier hingegen die indische Version und setzen vor ihren Personennamen einfach den Anfangsbuchstaben ihres Vaters. R. Singh wäre also Mr. Singh. Ebenso haben Titel einen hohen Stellenwert, man sollte sich also mit der Titelhierarchie eingehend befassen. Alles in allem ist es nicht leicht, in Malaysia höflich zu sein, aber eine wesentliche Voraussetzung, um gute Beziehungen aufzubauen. Und das wiederum ist die Grundvoraussetzung, um Geschäfte zu machen, denn nur wer Vertrauen genießt, wird seine geschäftlichen Pläne verwirklichen können.

Tips für Begegnungen

  • Informieren Sie sich, wen Sie treffen und bereiten Sie sich auf die Begegnung vor
  • Wenn nötig üben Sie ein wenig mit einem Vertrauten
  • Zeigen Sie Respekt und bewahren Sie Authentizität – dann wird man Ihnen auch kleine Schnitzer nicht übel nehmen
  • Nehmen Sie die Gepflogenheiten der jeweiligen Kultur ernst und entsprechen Sie den Erwartungen – auch wenn diese aus deutscher Sicht merkwürdig erscheinen

Last not least

Dies ist nur ein kleiner Teil der vielschichtigen kulturellen Unterschiede, die Malaysia für den interessierten Geschäftsmann bereithält. Zögern Sie daher nicht, sich umfassender zu informieren, damit Ihre Aktivitäten am Äquator zu einer Investition werden und nicht unerwarteter Weise mit reinen Kosten zu Buche schlagen.

Mehr erfahren Sie hier:
Interkulturelles Training Malaysia

By | 2016-12-06T15:10:16+00:00 01. 07. 2015|Hintergründe|

About the Author:

Rainer Beekes ist interkultureller Experte aus der wirtschaftlichen Praxis. Während seiner Unternehmenslaufbahn war er über 25 Jahre für multinationale Konzerne wie z.B. Volkswagen Financial Services, American Express, GMAC oder Société Générale in 5 Ländern in Linien- und Führungspositionen tätig. Der studierte Betriebswirt und Master of International Management (MIM) leitet Global Cultures – Akademie für interkulturelles Management, für die über 200 Experten zu 112 Ländern und Regionen weltweit tätig sind. | Linkedin | Xing | Google+ | Twitter | youtube | RSS |