Statt who´s who einmal what´s what

Trainings, Seminare, Workshops – wo liegen eigentlich die Unterschiede?

Trainings, Seminare, Workshops – ein Blick auf die akademischen Definitionen

Trainings, Seminare, Workshops. Diese Begriffe gehören zu unserem täglichen Berufsleben, denn davon leben wir. Interessant ist jedoch, wie unsere Kunden oder Interessenten diese Begriffe verwenden. Mitunter herrscht ein wildes Durcheinander der Begriffe, was nicht verwundert, wenn man sich einmal anschaut, welche Definitionen es davon gibt. Wikipedia nennt beispielsweise folgende:

Der Begriff Training oder das Trainieren steht allgemein für alle Prozesse, die eine verändernde Entwicklung hervorrufen.
Ein Seminar ist eine Lern- und Lehrveranstaltung, die dazu dient, Wissen in kleinen Gruppen interaktiv zu erwerben oder zu vertiefen. Seminare werden von einem Seminarleiter bzw. Trainer durchgeführt.
Ein Workshop ist eine Veranstaltung, in der eine kleinere Gruppe mit begrenzter Zeitdauer intensiv an einem Thema arbeitet. Ein Kennzeichen ist dabei die kooperative und moderierte Arbeitsweise an einem gemeinsamen Ziel.

Auf dem „Trainingsplatz“

Was ist nun also was? Alles scheint ineinander überzugehen und zusammen zu fließen.
Der Begriff Training leidet ein wenig unter seiner Begrenztheit. Wenn man sich nicht gerade darunter vorstellt, wie hochbezahlte Beine von einem ebenso hochbezahlten Trainer über den Fußballplatz gejagt werden, wird der Begriff in der Wirtschaft gern für Ereignisse der Wissensvermittlung verwendet. Man schickt seine Mitarbeiter zu einem Training, weil sie neue Funktionen in der Buchhaltungssoftware lernen sollen. Man trainiert sie, wie sie ein Bewerbungsgespräch führen sollen. Man trainiert, wie man Verkaufstechniken einsetzen soll. Kurz – es geht darum, dass ein Trainer den Anwesenden eine neue Sache beibringt, bzw. eine bestehende Sache verbessern kann. So weit, so gut. Analog wird dieser Begriff auch auf den interkulturellen Bereich übertragen. Man trainiert, wie man sich in China verhalten soll, man soll erfahren, was man in Brasilien nicht tun darf. Das Schlagwort „Do´s ans don´ts“ geistert durch die Köpfe. Dahinter liegt die Vorstellung, dass in China schon nicht viel schief gehen kann, wenn man die Stäbchen richtig hält und kein Aufsehen darum macht, wenn die Chinesen ihre Suppe schlürfen. Das ist eine relativ naive, aber leider weit verbreitete Vorstellung.

In der Tiefe liegt die Kraft

Um wirklich sich mit einer neuen Kultur und einer neuen Situation zurecht zu finden, ist es unabdinglich, andere, tiefer gehende Faktoren zu berücksichtigen. Hierbei sind die Herausforderungen so mannigfaltig wie die Situationen selbst. Wenn wir vom Geschäftsleben sprechen, kann es sich beispielsweise um Verhandlungen, Entsendungen oder Projekte gehen. Hierbei sind auch immer Menschen involviert, an erster Stelle die Beteiligten selbst. Und diese agieren nicht in einem luftleeren Raum, sondern stets innerhalb ihres geschäftlichen Umfelds. Die Schlussfolgerung ist, dass man es mit einer dreifachen Komplexität zu tun hat, nämlich der Kultur, der Persönlichkeit und dem Unternehmensumfeld. So wird deutlich, dass dies nicht in einem Training Berücksichtigung finden kann, in dem ein Trainer oder eine Trainerin sich „vor die Klasse stellt“. In der Schule lernen Sie Englisch, der eine leichter, der andere braucht etwas mehr Zeit. Anwenden müssen Sie es dann aber alleine in einer Ihnen fremden Umgebung, die sich zudem noch unterscheiden kann. Engländer verhalten sich anders und sprechen anders als Amerikaner.

Um sich für diese Herausforderungen erfolgreich zu wappnen, bedarf es eines Seminars oder Workshops. Die Schlüsselbegriffe sind hierbei, um wieder auf unsere Definitionen zurück zu kommen, „interaktiv“ und „kooperative und moderierte Arbeitsweise“. Nur in dieser Arbeitsform, lässt sich der systemische Ansatz umsetzen, der alle drei Faktoren (Persönlichkeit, Kultur, Unternehmensumfeld) adäquat berücksichtigt. Hierbei werden die Teilnehmer selbst in den Prozess und die Arbeit mit einbezogen, denn letztlich sind sie die Experten für ihr Unternehmen und sich auch selbst. Der Experte bringt hierbei den kulturellen Teil mit ein und versteht es, durch geeignete Techniken gemeinsam mit dem Teilnehmer oder den Teilnehmern die Verbindung zu den anderen beiden Faktoren herzustellen. Dieser Ansatz führt dann zu einer gesamtheitlichen Lösung, bei der nicht nur Fakten bekannt gemacht werden, sondern auch individuelle Lösungen erarbeitet werden.

Die Expertise macht den Unterschied

Keine Frage, dass es hierzu einer gewissen Erfahrung und Ausbildung bedarf. Viel zu oft haben wir schon gehört, dass man einen Sprachlehrer für kleines Geld engagiert hat, der dann erzählt, wie es so in dem entsprechenden Land ist. Diese Leute hätten die Teilnehmer besser zu einem guten Essen mit anschließendem Kinobesuch eingeladen. Das Geld wäre so besser angelegt gewesen, anstatt dafür zu bezahlen, dass man sich der Illusion hingeben darf, sich nun auszukennen. Die Lektüre eines der vielen einschlägigen Ratgeber hätte dasselbe viel billiger bewirken können. Das eigentliche Ziel wäre so oder so nicht erreicht worden, man hätte lediglich sein Wissen um Fakten vermehrt, von denen man aber noch nicht weiß, wie und inwieweit sie Relevanz besitzen und was man damit in der Realität nun konkret anzufangen soll. Im günstigsten Fall erinnert man sich dann daran, wenn man mit kulturellen Unterschieden konfrontiert ist, aber außer durch Trail-and-Error oder zufällig passenden vermittelten Binsenweisheiten weiß man nicht, wie man diesen Herausforderungen wirklich begegnen kann.

Die Quintessenz ist letztlich, dass ein Training ein erster Schritt sein kann. Wer aber wirklich etwas bewirken möchte, der sollte ein Seminar oder einen Workshop besuchen. Sicher, das bedeutet ein auch, dass man mehr Geld ausgeben muss. Dafür hat man die Gewähr, dass es sich dann um eine echte Investition handelt, und nicht nur um Kosten.

By | 2016-10-27T15:22:23+00:00 13. 04. 2015|Hintergründe, Interkulturelles Training USA|

About the Author:

Rainer Beekes ist interkultureller Experte aus der wirtschaftlichen Praxis. Während seiner Unternehmenslaufbahn war er über 25 Jahre für multinationale Konzerne wie z.B. Volkswagen Financial Services, American Express, GMAC oder Société Générale in 5 Ländern in Linien- und Führungspositionen tätig. Der studierte Betriebswirt und Master of International Management (MIM) leitet Global Cultures – Akademie für interkulturelles Management, für die über 200 Experten zu 112 Ländern und Regionen weltweit tätig sind. | Linkedin | Xing | Google+ | Twitter | youtube | RSS |