Interkulturelle Kompetenz Österreich
Österreich? Wieso Österreich?
Diese Frage wird Ihnen sicher als erstes durch den Kopf gehen, wenn sie hören, dass ein interkulturelles Training Österreich von großem Nutzen sein kann. Aber ist Österreich nicht das Land, wo viele ihren Urlaub verbringen? Das stimmt. Aber Mitarbeiter, die nach Österreich entsandt werden sollen nicht auf Skiern die Berge hinab fahren, sie sollen ihren Geschäften nachgehen und ihren Job machen. Ähnlich verwegen wäre es zu behaupten beispielsweise Spanien zu kennen, weil man regelmäßig auf Mallorca Urlaub macht. Doch während die Unterschiede zwischen Spanien und Deutschland viel offensichtlicher sind, sind die Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland eher subtil. Nichtsdestotrotz existieren sie und es gibt mannigfaltige Beispiele, in denen deutsche Entsandte genug „Porzellan zerschlagen haben“, um nicht mehr tragbar gewesen zu sein.
Die Österreicher sprechen doch aber unsere Sprache
Das stimmt – im Prinzip. Es gibt auch Unterschiede, offizielle Unterschiede, die nicht auf den Dialekt zurückzuführen sind. Das bekannteste ist sicher der Jänner, auf Hochdeutsch Januar. Als souveränes Land hat Österreich seine eigene Form des Deutschen entwickelt und nicht selten sitzt ein unbedarfter Deutscher vor der Karte in einem Café und versucht zu entschlüsseln, worum es sich bei einem „Einspänner“, „Verlängertem“ oder einem „großen Braunen“ handelt, und ob er dazu Schlagobers bestellen soll. Das ist nicht ganz unwichtig, nimmt die Kaffee-Kultur doch einen großen Raum in der kulinarischen Welt der Österreicher ein. Dieser Umstand mag als Kleinigkeit erscheinen, gibt es doch auch in Deutschland viele Dialekte. Es verdeutlicht aber, dass Österreich seine eigene Mentalität und Kultur hat, die sich von der deutschen mehr unterscheidet, als es den Anschein hat.
Abseits der Skipisten – in Konferenzräumen herrschen andere Gepflogenheiten
Wer mit dem Toni am Arlberg einen Jagatee in der Hütte trinkt hat sicher eine schöne Zeit. Allein, dies hilft wenig, wenn man im Büro eine verantwortungsvolle Aufgabe erledigen muss oder in einem Konferenzraum Verhandlungen führt. Hier haben die Österreicher ihren eigenen Stil entwickelt. Die direkte deutsche Art kommt hier meist nicht sehr gut an. Man kommuniziert indirekter und legt viel mehr Wert auf eine gute Atmosphäre, als dies in Deutschland üblicherweise der Fall ist. Nicht umsonst werden die Deutschen oft als arrogant und undiplomatisch empfunden, was einer guten Geschäftsbeziehung nicht gerade zuträglich ist. Auch der in Deutschland oft praktizierte Führungsstil „nicht kritisiert ist gelobt genug“ sorgt für Irritationen.
Die verfreundeten Nachbarn
Auch das ambivalente Verhältnis der Österreicher zu den Deutschen ist nicht zu unterschätzen. Es gehört zur österreichischen Mentalität, sich vom „großen Bruder“ abzugrenzen, und die Emotionen reichen von offen geäußerter Ablehnung bis hin zu Bewunderung. Gerade hier muss der Österreicher großes leisten, denn die gemeinsame Sprache verbindet natürlich auch und erschwert so das Vermitteln der eigenen Identität, indem dieser Fakt angenommene Ähnlichkeiten produziert. Die Deutschen haben hier einen problemlosen Umgang, sie müssen sich nicht von den Österreichern abgrenzen. Tatsächlich wird der südöstliche Nachbar oft als „siebzehntes Bundesland“ wahrgenommen, was wiederum bei den Betroffenen auf Ablehnung stößt.
Subtile Unterschiede machen die Sache leicht und schwer zugleich
Gerade wenn man aus Süddeutschland stammt, werden einem die Österreicher nicht völlig fremd vorkommen. Die Unterschiede sind jedoch subtil, was die Sache mit den interkulturellen Beziehungen erschwert, denn gerade dieser Umstand verleitet dazu, wichtige Merkmale außer Acht zu lassen oder sie zu unterschätzen. Dennoch existieren diese Unterschiede und man sollte sich ihrer bewusst sein, um ihnen richtig begegnen und mit ihnen umgehen zu können. Dies hat insbesondere Auswirkungen auf den Führungsstil. Einen Beleg hierfür fand sich u.a. bei einer interkulturellen Vorbereitung für einen nach Wien entsandten Geschäftsführer, der aus Bayern stammt. Trotz Nähe und Nachbarschaft zwischen Österreich und seiner Heimat entspann sich eine sehr fruchtvolle und interessante Diskussion über Führung, die viele Aspekte erst bewusst machte oder andere in neuem Licht erscheinen ließen. Insbesondere Norddeutsche stehen hier sogar von einer ungleich größeren Hürde, denn die Mentalität der norddeutschen Tiefebene unterscheidet sich noch deutlicher von der österreichischen, als die bayerische. Sicher wird niemand bestreiten, dass es signifikante Unterschiede zwischen Hamburgern und Münchnern gibt. Vor diesem Hintergrund sollte gerade ein Engagement im nur oberflächlich so vertrauten Nachbarland Österreich nicht unterschätzt werden.
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Interkulturelles Training Österreich