Sayonara – interkulturelle Kompetenz Japan
Kommt Asien?
Präsident Trump ist in Amt und Würden. Welche seiner kernig vorgetragenen Maßnahmen wird er umsetzen? Das weiß noch keiner, aber überall macht sich Skepsis über den zukünftigen Kurs der USA breit, sowohl in Asien, als auch in Europa. Gut möglich, dass sich die Wirtschaftsmächte dieser Regionen weiter annähern, wenn die USA in Protektionismus verfallen. Was Asien angeht, ist Japan schon am längsten ein Industriestaat mit blühender Exportindustrie und einem Binnenmarkt mit gigantischer Kaufkraft. Aber bei geringen Wachstumsraten ist dieser Markt hart umkämpft und deutsche Unternehmen sind gut beraten, ihre deutschen Mitarbeiter gut auf Japan vorzubereiten, damit sie vor Ort erfolgreich agieren können. Eine wesentliche Ressource ist natürlich geeignetes Personal. Und gerade bei der Personalsuche ist interkulturelle Kompetenz gefragt, denn sowohl Deutsche wie auch Japaner agieren aus ihrer Kultur heraus, was zu krassen Fehlurteilen führen kann.
Lost in Translation – das Bewerbungsgespräch
Nehmen wir als Beispiel die Bewerbung einer sehr gut ausgebildeten Japanerin, die hervorragend Englisch spricht und Arbeitserfahrung besitzt. Sie bewirbt sich auf die Position einer Management-Assistentin, wo es gerade auch auf englische Sprachkenntnisse ankommt. Der deutsche Manager hat sie aufgrund ihrer Papierform zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, das wie folgt verläuft:
Die Japanerin klopft an, der Manager ruft „Herein“. Die Tür öffnet sich und eine attraktive Dame in konservativer Geschäftskleidung betritt den Raum. Der Deutsche steht auf und will ihr die Hand reichen, aber die Japanerin verbeugt sich nur mehrmals. Der Deutsche setzt sich ein wenig irritiert, die Japanerin bleibt stehen. Der Deutsche blättert in Papieren.
(Die Japanerin denkt: Warum bietet er mir keinen Stuhl an? Der Deutsche denkt: Warum setzt sie sich nicht?)
Erst nach einer kleinen Weile meint der Deutsche: „Please, have a seat.“ Die Japanerin setzt sich und lächelt bescheiden. Es ist heiß und der Deutsche möchte ein guter Gastgeber sein: „Would you like to have a drink, some water or coffee?“ Die Japanerin antwortet: „No, thank you.“
(Tatsächlich ist die Japanerin sehr durstig. Der Deutsche ist verwundert.)
Der Deutsche fragt: „It is very hot today, are you sure you would not want something to drink?“ Die Japanerin antwortet: „No, thank you.“ Wieder ist der Deutsche irritiert und meint: „I am getting a coffee myself, are you sure you would not like something?“ Erst jetzt antwortet die Japanerin: „Maybe some water.“ Der Deutsche sagt seiner Sekretärin Bescheid, die die Getränke bringt.
Das Gespräch beginnt. Der Deutsche erklärt die Aufgaben der Stelle und fragt: „Can you do all this?“ Die Japanerin antwortet mit vielen: „Yes.“ Der Deutsche fragt schließlich, wie er es daheim gelernt hat: „What are your strenghts and weaknesses?“ Die Japanerin antwortet: „Oh, I have no strengths.“ Der Deutsche ist verwirrt. „But everyone has strenghts. It is important because you have to work here in our team.“ Die Japanerin antwortet: „Maybe I am ok working in a team. My weakness is that my English is not so good.“
(Tatsächlich spricht die Japanerin hervorragend Englisch)
Der Deutsche ist verblüfft und meint: „But English is very important in this job, it was pointed out in the job advertisement.“ Die Japanerin antwortet: „Well, maybe it is ok.“ Der Deutsche blickt sie nachdenklich an und fragt: „We need to fill this position as soon as possible. Can you start working next week?“
(Die Japanerin denkt erschrocken: „Natürlich nicht, das ist viel zu früh, wie kann er so etwas erwarten?“)
Die Japanerin antwortet: „Next week already. Ok, ok.“ Der Deutsche beendet das Interview. Die beiden schütteln die Hände, die Japanerin verbeugt sich zusätzlich und sagt: „Thank you, thank you.“ Sie verlässt den Raum.
(Die Japanerin denkt: „Wie kann er erwarten, dass ich schon nächste Woche anfange? Wird er jemals meine Bedürfnisse berücksichtigen? Ich bin sehr besorgt, wenn ich für ihn arbeiten soll.“)
Inzwischen kehrt der Deutsche an seinen Schreibtisch zurück. Er betrachtet nachdenklich das Bewerbungsschreiben der Japanerin und streicht sie dann von der Liste der Kandidaten.
Was ist wirklich passiert?
Beide haben aus ihrer Kultur heraus völlig korrekt agiert. Die Japanerin war sehr höflich und extrem bescheiden (Ablehnung des Getränks, keine Stärken und falsche Schwächen). Sie zollte damit dem Ranghöheren Respekt. Und für sie war es selbstverständlich unmöglich, weil in Japan unhöflich, „Nein“ zu sagen (wie bei dem Arbeitsantritt in der nächsten Woche). Sie hatte sich also aus ihrer Kultur heraus völlig korrekt verhalten und wollte so bezwecken, ihre Chancen auf den Job zu erhöhen. Das Gegenteil war der Fall, denn sie saß einem Ur-Deutschen gegenüber, der von Japan wenig bis keine Ahnung hatte. Der Deutsche zog das Gespräch nach genau den Kriterien auf, die er in vielen Seminaren in Deutschland gelernt hatte. In Deutschland kommt es darauf an, sich möglichst gut darzustellen, Bescheidenheit wird als Schwäche ausgelegt. Und selbstverständlich kommunizieren die Deutschen sehr direkt. Wenn etwas nicht möglich ist, wird das offen gesagt (wie der Arbeitsantritt in der folgenden Woche).
Und das Ergebnis?
Die Japanerin wird sicherlich froh sein, wenn ihr die Absage des Unternehmens ins Haus flattert, zumal jeder Beziehungsaufbau im Keim erstickt worden war. Der Deutsche hat die Gelegenheit verpasst, eine hervorragende Mitarbeiterin einzustellen. Wahrscheinlich wird er jemanden einstellen, der sich gemäß westlicher Normen verhält, dafür aber möglicherweise weniger gut für den Job geeignet ist.
Was ist zu tun?
Die Spielregeln in Japan sind anders als in Deutschland. Ein interkulturelles Training Japan von Global Cultures macht Sie mit diesen Spielregeln vertraut, damit sie die richtige Ansprache finden, auf richtige Art und Weise kommunizieren, die relevanten Informationen erhalten und so kulturadäquate Entscheidungen treffen können. Das ist die Basis für geschäftlichen Erfolg im Land der aufgehenden Sonne! Lassen Sie nicht zu, dass Mitbewerber ihnen die Butter – oder besser gesagt, die besten Mitarbeiter – vom Brot nehmen.