Im August haben meine Kollegin Neeti Singh und ich ein interkulturelles Training Indien in Bad Homburg durchgeführt.
Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse:
1) Hierarchien respektieren und Entscheider erkennen
In Indien sind Strukturen oft hierarchischer als in Deutschland. Wer die Entscheidungen trifft, sitzt meist „oben“. Es wirkt respektvoll, Vorgesetzte direkt einzubeziehen und Titel zu achten. Entscheidungen sollten daher immer auf der passenden Ebene abgesichert werden.
2) „Ja“ kann vieles heißen
Ein „Yes“ bedeutet nicht automatisch eine Zustimmung oder ein verbindliches „Ja“. Es kann auch ein höfliches „Ich habe gehört“ oder „Ich möchte nicht widersprechen“ sein. Daher immer konkret nachfragen, schriftlich festhalten und gemeinsam klären, was wirklich vereinbart wurde. Gerade dieser Aspekt birgt ein hohes Gefahrenpotential, weshalb wir in einem interkulturellen Training Indien hohen Wert auf praktische Kommunikationsübungen legen.
3) Kritik sensibel äußern
Direkte, nüchterne Kritik, wie sie in Deutschland üblich ist, kann in Indien verletzend wirken. Feedback besser im 1:1-Gespräch geben, zunächst Positives hervorheben und dann behutsam das eigentliche Thema ansprechen. So bleibt die Beziehung intakt.
4) Improvisation anerkennen – Qualität sichern
Inder sind bekannt für kreative, unkonventionelle Problemlösungen. Das ist eine Stärke, die Deutsche nutzen können. Gleichzeitig sollte man klare Standards und Qualitätsmaßstäbe kommunizieren, damit die Lösung nicht nur schnell, sondern auch nachhaltig ist.
5) Zeitverschiebung im Blick behalten
Deutschland und Indien haben 3,5–4,5 Stunden Unterschied. Das erleichtert zwar „rund um die Uhr“-Arbeit, erfordert aber auch gute Abstimmung. Termine am besten so legen, dass sie für beide Seiten praktikabel sind.
6) Feiertage respektieren
In Indien sind religiöse Feste wie Diwali oder Holi wichtige Familienzeiten. Geschäftsabschlüsse oder Projekte sollten nicht in diese Wochen gelegt werden. Am besten einen gemeinsamen Feiertagskalender anlegen.
7) Kommunikationskanäle klar abgrenzen
WhatsApp, Anrufe oder auch spontane Messages sind in Indien normal im Geschäft. Deutsche erwarten dagegen eher E-Mail oder schriftliche Protokolle. Klare Absprachen helfen: Was gehört in Chat, was schriftlich fixiert?
8) Höflichkeit und Respekt in Meetings
Indische Geschäftspartner legen Wert auf eine respektvolle Anrede, besonders bei älteren oder ranghöheren Personen. Es gilt als unhöflich, jemandem direkt ins Wort zu fallen.
9) Tempo und Gründlichkeit ausbalancieren
Indische Partner handeln oft schnell und pragmatisch, während Deutsche gründlich prüfen und absichern wollen. Am besten funktioniert die Mischung: Ergebnisse früh teilen (z. B. erste Entwürfe, Prototypen) und dann gemeinsam ausfeilen.
10) Puffer einplanen und geduldig bleiben
Entscheidungsprozesse können in Indien länger dauern, da sie oft über mehrere Ebenen laufen. Geduld, zusätzliche Zeitpuffer und ein klarer Eskalationsweg helfen, Frust zu vermeiden.
Wie Sie sehen, sind es nicht nur Details, die den Unterschied ausmachen. Gerade deshalb ist ein interkulturelles Training Indien so wichtig zur Vorbereitung, wenn man dort geschäftlichen Erfolg haben möchte.








