Dos and Dont’s in Russland – Russische Geschäftsetikette

Russland ist ein Land, das immer noch im Umbruch steckt. Aus diesem Grund werden Sie, je nach Region und Situation, durchaus verschiedene Verhaltensweisen sehen. Es gibt, vornehmlich in den großen Städten, das moderne Russland und jenes, meist auf dem Land, wo die Sowjetunion noch „präsent“ ist. Gleiches gilt für die unterschiedlichen Generationen. Wie in anderen Kulturen auch, unterscheiden sich „die Jungen“ von „den Alten“. Grundsätzlich gibt es aber folgende Tendenzen, die allen gemein sind:

Namen und Begrüßungsformen

Russische Namen

Russische Namen haben folgende Konstruktion: Vorname+ Patronymik (der Names des Vaters) + Nachname. Ein Beispiel:

Iwan (Vorname) Petrowitsch (Patronymik – der Sohn von Peter) Sidorow (männlicher Nachname).

Oder Maria (Vorname) Petrovna (Patronymik – die Tochter von Peter) Sidorowa (weiblicher Nachname).

Wie Sie sehen unterscheiden sich Patronymika und Nachnamen je nachdem, ob es sich um einen Mann oder um eine Frau handelt. Die weibliche Form der Nachnamen findet sich übrigens auch in allen anderen slawischen Sprachen. Eine Ausnahme bilden ausländische weibliche Nachnamen, zumindest in Russland. Also Angelique Kerber bleibt Kerber und wird nicht in Kerberova umgewandelt. Ebenfalls werden bei ausländischen Namen keine Patronymiks verwendet.

Entsprechend diesem Schema stehen die Namen auch in den russischen Pässen. Allerdings gibt es bei den Patronymiks einen gewissen Gestaltungsspielraum. Wenn man beispielsweise nicht weiß, wer genau der Vater ist, oder das Kind mit dem Vater auf Kriegsfuß steht, oder auch die Mutter dem Kind nicht verraten will, wer der Vater ist (vielleicht ist der Vater verheiratet und hat eine andere Familie, was in Russland in letzter Zeit nicht selten der Fall ist), sucht man sich einen Patronymik aus, der einem gut gefällt.

Namensabkürzungen

Jeder russische Name, ob männlich oder weiblich, hat zusätzlich Abkürzungen. „Offizielle“ Namen, wie sie  auch im Pass stehen, werden in offiziellen Kontexten (im Büro, bei Verhandlungen, bei Behörden etc.) verwendet, oder wenn man mit der  Person per „Sie“ ist. In inoffiziellen Kontexten, beispielsweise in der Familie oder im Freundeskreis, wo man per „Du“ ist, benutzt man Kurzformen. Hier einige Beispiele:

Bei weiblichen Vornamen:

Jekaterina – Katja
Tatjana – Tanja
Natalia – Natascha
Irina – Ira
Jewgenia – Zhenia

Bei männlichen Vornamen

Alexandr – Sascha
Mikhail – Mischa
Wladimir – Wowa
Dmitrij – Dima

Bei Kommunikation mit deutschen Geschäftspartnern wird die Form „Mr. oder Herr Schmidt – Ms. oder Frau Schneider“ verwendet, bei Kommunikation auf Englisch üblicherweise der Vorname (wie im angelsächsischen Sprachgebrauch üblich).

Tipp: Wenn Sie sich nicht sicher sind, wir Sie Ihren Partner und in welcher Sprache begrüßen sollen, bleiben Sie bei der formellen Version und fragen Sie ihn danach einfach, ob dies so korrekt ist. Erklären Sie Ihren russischen Partnern auch, wie es bei Ihnen im Land üblich ist. Es ist gerade in einem interkulturellen Kontext wichtig, Absichten darzulegen, um nicht als dumm oder arrogant, sondern einfach als „anderes“ eingestuft zu werden. Durch die Erklärung Ihrer Begrüßungsformen zeigen Sie auch Interesse und signalisieren,  dass Sie  sich mit der  kulturellen Thematik auseinander gesetzt haben, Sie zeigen also gegenüber Ihren russischen Partnern Respekt.

Duzen oder Siezen?

Wegen der hohen Hierarchie-Orientierung der russischen Gesellschaft und dem Senioritätsprinzip ist es nicht unüblich, dass Ältere Jüngeren oder die Ranghöheren die Rangniedrigeren „Duzen“ und die jüngeren die Älteren oder die Rangniedrigeren die Ranghöheren „Siezen“. Beispiele:

Eine Tante und ein Neffe:

Tante: „Maxim, komm bitte her.“
Neffe: „Tante Maria, was möchten Sie mir sagen?“

Oder

Der Chef zur Sekretärin: „Anja (Kurzform von Anna), bring uns bitte Kaffee.“
Sekretärin zum Chef: „Gerne, Anatolij Sergejewitsch, möchten Sie Milch und Zucker?“

Das klingt für deutsche Ohren befremdlich, ist aber eine gültige Konvention und hat nichts mit „Klassenunterschieden“ zu tun.

Begrüßung: Handschlag ja oder nein?

Männer und Frauen: Wie begrüßt man wen?

Traditionell begrüßen sich Männer mit einem kräftigen Handschlag. Wenn Männer und Frauen sich begrüßen, schütteln die Männer den Frauen jedoch nicht die Hand, sondern sagen einfach „Dobrij den“ – „Guten Tag“ und nicken freundlich. Wenn z. B. im Büro mehrere Männer und Frauen sitzen, drehen nicht selten Männer „ein Runde“ und begrüßen z. B. 10 Männer alle per Handschlag und die Frauen nicht. Dieses Verhalten, das in Russland völlig normal ist, auch für die Frauen, sorgt für Deutsche oft für Verwunderung, Verwirrung oder gar Verärgerung. In Deutschland begrüßen wir alle gleich, da alle gleich behandelt und respektiert werden sollen. In Russland wollen Frauen hingegen nicht als Männer behandelt werden. Das wäre respektlos! Sie wollen als „Ladies“ behandelt werden, und das hat historische Gründe. Dieses Begrüßungsritual hat mit Diskriminierung nichts zu tun, sondern zeigt Frauen Respekt und Wertschätzung gegenüber. Schließlich haben männliche Kollegen keine Intention, ihre weiblichen Kolleginnen absichtlich zu beleidigen oder zu übersehen.

Weicher Handschlag – Bedeutet das Unsicherheit?

Frauen geben sich gegenseitig auch nicht die Hand, sondern sagen auch einfach „Dobrij den“. Bei ausländischen Firmen in Russland wissen Frauen hingegen, dass eine typische „westliche“ Begrüßung per Handschlag erfolgt. Daher geben russische Frauen männlichen ausländischen Kollegen schon die Hand, der Handschlag ist aber normalerweise sehr weich. Das hat mit Unsicherheit nichts zu tun. Der Handschlag ist eine unübliche Form der Begrüßung und wird nach dem besten Wissen und Gewissen durchgeführt, jedoch niemals „männlich kernig“. Stellen Sie sich vor: Sie müssen sich in Asien verbeugen.  Wissen Sie, wie man das wann genau tut? Wahrscheinlich nicht – es besteht die Gefahr, dass Sie bei Asiaten unsicher oder unhöflich erscheinen, obwohl Sie es bestimmt nicht so meinen.

Tipp: Wer fragt, der führt. Fragen Sie wiederum Ihre russischen Geschäftspartnerinnen, wie Sie begrüßt werden möchten. Erklären Sie ihnen, was bei Ihnen im Land üblich ist, legen Sie also ihre Absichten dar. Das zeigt wiederum Interesse und Respekt für Russland und die russische Etikette und ist ein erster Schritt, um eine gute Vertrauensbasis für Ihre Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Auf jeden Fall vermeiden Sie peinliche Situationen, und es ist nicht unhöflich, sich bei der ersten Begegnung kundig zu machen.

Mehr zum interkulturellen Training Russland gibt es hier!
By | 2019-10-16T13:20:56+00:00 16. 10. 2019|Interkulturelles Training Russland|

About the Author: